Beim ersten Ansehen von Dead Man hatte ich eine schwierige Zeit. Ich habe nicht so wirklich verstanden, was mir da eigentlich überhaupt vorgeführt wird. Geht es um einen klassischen Western, geht es um ein Unglück, das zu mehr Unglück führt? Ich weiß nicht einmal richtig, ob ich den Film überhaupt mit einer gewissen Erwartungshaltung ansehen konnte, oder ob ich den als Muss-Film betrachtet habe, weil es eben ein Film von Jarmusch gewesen ist.
Und dann habe ich ihn ein zweites Mal gesehen und mir waren diese Gedanken egal. Ich wurde mitgerissen vom improvisierten Soundtrack und der Geschichte über William Blake, einem Buchhalter, der ans Ende des Westens reist, um eine Stelle anzutreten, die jemand anderes bereits besetzt hat und der nun durch ein Unglück zum Gejagten wird. Es war für mich plötzlich spannend, noch einmal das Aufeinandertreffen des amerikanischen Ureinwohners Nobody mit Blake zu beobachten und ihre Beziehung zueinander festzustellen.
Ich schiebe diese Veränderung vor allem auf meine Erfahrungen mit dunkleren Geschichten. Poe, Lovecraft aber besonders Kafka lassen die Reise von Blake für mich wesentlich ansprechender erscheinen, als eine bloße Verfolgungsjagd im Westen. Plötzlich ist der Held nicht mehr nur ein Schwächling, der sich irgendwie durchmogelt und sich vor seinen Verfolgern versteckt. Er wird zum Menschen, der mit seiner Umgebung auf psychologischer Ebene kämpft. Und gerade so eine starke Veränderung auch an sich selbst mitzumachen, bleibt einem natürlich im Gedächtnis.