Lernen: Extra Credits – The Casual/Core Fallacy

Das Video geht darauf ein, wie die Unterscheidung zwischen Casual- und Core-Spielern dazu führt, dass Spieldesigner die Länge der Spielzeit mit dem Bedürfnis nach Tiefe verbinden. Mehr Spielzeit = mehr Spieltiefe. Es wird davon ausgegangen, dass sich Casual-Spieler nicht so lange wie Core-Spieler mit dem Spiel beschäftigen und deshalb komplizierte Mechaniken erst später in das Spiel eingefügt werden sollten. Doch diese Annahme könnte falsch sein, weil Core-Spieler eben auch immer weniger Zeit mit Spielen verbringen, unter anderem weil sie andere Verpflichtungen besitzen.

Extra Credits schlägt nun vor, die Vorstellung aufzugeben, dass eine kürzere Spielzeit mit einem Bedürfnis nach weniger Tiefe gleichzusetzen wäre. Deshalb sollten Spieldesigner damit aufhören, den Spielanfang für den typischen Casual-Spieler zu designen.

Lernen: A Very Long Nerdwriter Q&A

  • Untersuchungsprozess: So viel lesen wie möglich, bis man sich wohl fühlt.
  • Videoproduktion: Einfach anfangen und sich über den Verlauf seiner kreativen Arbeiten verbessern, anstatt nie etwas zu veröffentlichen und dann nichts zu tun.
  • Ziel: Unabhängigkeit behalten.
  • Sinn des Lebens: Selbst entscheiden, was der Sinn des Lebens sein soll.
  • Prätentiösität: Der Sprechrhythmus hilft dabei, Videos zu strukturieren. Niemand kann etwas für seine Stimme.
  • Clickbait-Titel: Menschen schauen sich jeden Tag Millionen von Links an. Deshalb sollte man sich darüber bewusst sein, dass man einen guten Titel braucht, um Menschen von seinen Inhalten zu überzeugen.
  • Form und Inhalt: Jeder Inhalt sollte die Form bekommen, die er verdient, da sich beide Teile aufeinander beziehen.
  • Enthusiasmus entfachen: Ein Narrativ aufbauen, das die Menschen mitreißt und sie von den Ideen dahinter überzeugt, sie aber gleichzeitig selbst in die Welt hinausgehen und sie erfahren lässt.

Über die Vollständigkeit von Kunstwerken

Wenn ich mir ein Gedicht anschaue, gibt es bei mir häufig zwei Reaktionen. Die erste genießt das Gedicht, bewertet seine Schönheit anhand meiner Wahrnehmung und baut abschließend ein Verständnis für den beschriebenen Moment auf. Die zweite versucht sich an einer inhaltlichen Analyse. Stimmt meine Wahrnehmung überhaupt? Ist meine Interpretation wahrscheinlich? Und woher nehme ich eigentlich diese Sicherheit?

Diese zweite Reaktion löst in mir ständig eine Diskussion aus: Vervollständige ich eigentlich ein Werk, wenn ich mehr Informationen darüber erhalte? Und meine Antwort darauf ist dann meist: Ja, natürlich. Aber dann sofort auch: Kann ich diesen zusätzlichen Informationen überhaupt vertrauen? Und sobald ich einem Menschen zum ersten Mal ein Gedicht zur Interpretation vorlege, woher soll ich denn überhaupt wissen, dass dieser Mensch den Inhalt des Werkes erkennt?

Dann wird sich plötzlich auf diesen Menschen bezogen, weil er Argumente für seine Überzeugungen gebracht hat. Aber eigentlich besteht doch immer noch die Möglichkeit, dass er sich irrt. So ganz grundlegend. Ein Beispiel: Vielleicht ist es eben kein Gedicht über den zweiten Weltkrieg, nur weil die Autorin Erfahrungen im zweiten Weltkrieg gesammelt hat und es um Panzer geht. Vielleicht ist es lediglich eine Erinnerung an ihre Kindheit, die sie verarbeitet, weil ihr Bruder ihr ständig den Spielzeugpanzer gestohlen hat.

Vielleicht stimmt aber auch beides nicht. Intepretationen scheinen keine Fakten zu produzieren. Sie vermitteln uns vielmehr Wahrscheinlichkeiten, die mit Argumenten vorgebracht werden und die unsere Fantasie beliebig anregen sollen. Oder worum geht es bei Interpretationen? Um Wahrheit? Um den objektiven Kern einer Botschaft? In den Geisteswissenschaften erscheinen mir diese Ziele als unerreichbar, weil die Subjektivität einer Wahrnehmung unsere Erfahrungen prägt. Und natürlich treten bei genügend Überprüfungen bestimmte Muster auf. Aber ist es dann nicht sogar kontraproduktiv, dass wir uns vorher über diese Muster informieren, damit wir zu einem besseren Verständnis eines Textes gelangen? Reproduzieren sich dadurch nicht einfach nur diese Muster und unser objektives Verständnis des Textes bleibt auf der Stelle?

Ist es also sinnvoll, sich vorher über einen Text zu informieren? Wenn wir uns statistisch dem Kern eines Textes annähern wollen, dann würde ich wohl nun eher zu einem Nein tendieren, weil wir sonst lediglich das reproduzieren, was bereits durch Autoritäten verbreitet wurde. Aber es erscheint mir gleichzeitig auch generell ungeeignet, eine statistische Herangehensweise zu bevorzugen. Denken wir mal kurz über die Folgen nach:

Wir nehmen uns ein Gedicht aus dem 11. Jahrhundert, das der Großteil der Testpersonen nicht versteht, weil es in Mittelhochdeutsch geschrieben wurde und die Wörter teilweise vollkommen andere Bedeutungen besitzen. All diese Menschen sollen jetzt eine Interpretation für dieses Gedicht abgeben, was dazu führt, dass der objektive Kern des Gedichtes rein statistisch wahrscheinlich dem kulturellen Verständnis eines Menschen aus dem 21. Jahrhundert entspricht.

Aber wie können wir uns sicher sein, dass das nicht bereits mit allen anderen Interpretationen geschehen ist? Wir haben zum Beispiel eine Interpretation eines Kant-Werkes aus dem 19. Jahrhundert, die vollkommen banale gesellschaftliche Fakten hineinbringt, die nichts mit dem ursprünglichen Text zu tun haben. Aber diese Interpretation setzt sich durch und beeinflusst die Interpretationen des 21. Jahrhunderts.

Doch was bleibt dann noch übrig? Es erscheint erneut dieses merkwürdige Kommunikationsparadoxon. Wir sprechen durch unsere subjektive Wahrnehmung eine andere Sprache mit anderen Wahrnehmungen von Wörtern. Und zum Schluss verstehen wir uns trotzdem. Wie kann das sein? Sind unsere Wahrnehmungen dann doch so ähnlich?

Zwei weitere Aspekte dieser Untersuchung sind für mich Kontext und Konkretheit. Ein Beispiel: Ein gezeichnetes schwarzes Dreieck auf einem weißen Grund soll für die Trinität der christlichen Kirche stehen. Die Botschaft ist ohne Kontext nicht erfassbar. Soll die Botschaft erfassbar bleiben? Oder soll das Dreieck für sich stehen und als Kunstwerk ohne Kontext betrachtet werden? Ich denke, dass Werke ohne Kontext auch weniger Gefühle anregen, da sie keine Zusammenhänge hervorrufen, die möglicherweise das Einfühlen erleichtern.

Diese Kontextlosigkeit ist von einer unkonkreten Darstellung zu unterscheiden: Zwar erzeugen abstrakte Techniken aus sich selbst heraus schon weniger Kontext, können aber genau aus diesem Grund gewählt werden, um die Aufmerksamkeit auf andere Aspekte zu lenken und den Kontext dieser Elemente zu verstärken. Eine Verwendung unkonkreter oder abstrakter Darstellungsmittel ist damit Bestandteil des Kontextes. In der Fotografie zum Beispiel ein Kontrast zwischen abstrakt texturiertem Hintergrund und einem Porträt im Vordergrund.

Und letztendlich bleibt die Spannung beim Lesen. Autoren tendieren dazu, Werke zu verdichten, um eine Erfahrung greifbarer zu gestalten. Um allerdings dem Werk einen gehobenen Anspruch zu geben und einen Wert zu vermitteln, werden meist mehrere Ebenen miteinander verwoben, was dazu führt, das ein erstes Verständnis erschwert wird, das Gedicht dann aber aufgrund der Anstrengungen beim Verstehen stärker im Gedächtnis bleibt.

Ich kann den Versuch sehr gut nachvollziehen, aber nun ja. Wie bei dem Beispiel mit dem Dreieck kann es eben passieren, dass dadurch der Kontext vollkommen verschwimmt. Und das Dreieck bleibt dann eben Dreieck, und es wird nicht als christliche Trinität verstanden. Und dann denke ich mir: Dann eben nicht. Dann verstehe ich eben nicht, was der Autor von mir wollte und interpretiere es so, wie ein Mensch aus dem 21. Jahrhundert etwas interpretieren würde, was ihm vorgesetzt wird. Ich liefere meine Argumente. Und wenn das jemand anderen dazu bringt, sich mit seinen eigenen Gefühlen zu beschäftigen und ein eigenes Verständnis für sein Leben aufzubauen, cool.

Aber was soll ich denn sonst tun, wenn sich der Autor nicht erklärt? Und selbst wenn er sich erklärt, wie soll ich sicher sein, dass ich ihn dann verstehe? Mir erscheinen diese Probleme unlösbar. Und dann schaue ich auf meine erste Reaktion zurück und freue mich, dass das meine erste Reaktion ist. Keine Frage, die erste Reaktion hat ihre eigenen Probleme mit der Unlösbarkeit einer verständlichen Wahrnehmung. Aber wenigstens kann es da diese kurzen Momente geben, in denen ich diese wunderschönen Blumen genießen kann, ohne sie in ihre Bestandteile zu zerlegen und wissenschaftlich zu analysieren. Und für die zweite Reaktion gebe ich mir eben Mühe, meine Argumente darzulegen und bin für alle weiteren Ansichten offen.

Lernen: You Are Not So Smart – The Argument from Ignorance

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.

Es besteht die Möglichkeit, dass wir eine Erklärung annehmen, weil wir die Argumente der Gegenseite ignorieren oder kleinreden. Bei dieser Argumentationsform reicht es uns aus, dass wir etwas nicht wissen, um darüber zu erklären, dass etwas wahr oder falsch ist.

Wir könnten beispielsweise davon ausgehen, dass es das Loch-Ness-Monster gibt, weil bisher zu wenige Beweise geliefert wurden, dass es nicht existiert. Dasselbe gilt für die Mondlandung. Wie können wir uns sicher sein, dass sie wirklich stattgefunden hat? Wenn wir eine bestimmte Auffassung lange genug vertreten, dann versuchen wir sie zu beschützen, weil sie ein Bestandteil unserer Persönlichkeit geworden ist.

Folgen: Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, Argumentationen ständig zu überprüfen und alle Möglichkeiten miteinzubeziehen. Allerdings halte ich das Ignoranzargument letztendlich für unauflösbar. Jede These besitzt nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Manche davon sind wahrscheinlicher, manche unwahrscheinlicher. Doch genau zu entscheiden, ab wann etwas so wahrscheinlich wird, dass es sich über andere Thesen hinwegsetzen kann, ist sehr anstrengend und braucht gute Argumente. Dennoch können wir darauf achten, dass wir nicht so schnell einfach etwas hinnehmen, weil wir uns wünschen, dass es wahr wäre.

Lernen: You Are Not So Smart – The Argument from Authority

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.

Wenn wir die Qualität der Quelle unserer Informationen als Argument für deren Glaubwürdigkeit heranziehen, dann handelt es sich um ein Autoritätsargument. Wir gehen davon aus, dass Menschen, die sich mit einem bestimmten Themenfeld auskennen, vertrauenswürdig sind, auch wenn sie sich zu einem anderen Bereich äußern.

Wenn uns ein Tauchlehrer beispielsweise Hinweise darauf gibt, wie wir unsere Sauerstoffflasche zu bedienen haben, dann sollten wir besser zuhören, damit wir nicht ertrinken. Wenn der gleiche Lehrer allerdings dazu übergeht, uns von seinen Erfahrungen mit einem Unterwasservolk zu berichten, dann sollten wir vielleicht nicht mehr so vertrauensselig agieren.

Folgen: Autoritätsargumente sind nicht von Grund auf schlecht. Wenn wir eine Person kennen, die sich mit einem bestimmten Thema besonders gut auskennt, dann können wir auch dieser Person vertrauen. Wir sollten nur darauf achten, dass wir, falls uns etwas merkwürdig vorkommt oder Argumente uns nicht schlüssig erscheinen, nachfragen, um eine genauere Erklärung zu erhalten.

Wohnzimmerregal: The IT Crowd (2006-2013)

Ich bin ein großer Freund von englischem Humor, weil dort sehr viel mit Ironie und Sarkasmus gearbeitet wird. Und wenn dann auch noch Elemente der Nerdkultur eingearbeitet werden, dann schafft es die Serie, mich vollkommen zu überzeugen. The IT Crowd ist perfekt darin, diesen schmalen Grat zwischen Parodie und Authentizität zu wandeln.

Roy und Moss bilden zusammen die gesamte IT-Abteilung von Reynholm Industries. Die beiden Nerds sitzen im Keller des Bürokomplexes und langweilen sich jedoch die meiste Zeit über, weil sich ihre Aufgaben darauf reduzieren, die Menschen danach zu fragen, ob sie bereits versucht haben, den Computer herunter- und wieder hochzufahren (Have you tried turning it off and on again?). In dieses soziale Gefüge wird Jen hineingeworfen, die neu anfängt und sich einen Platz in einem Großraumbüro erhofft, aber aufgrund ihrer fehlinterpretierten Bewerbung in den Keller geschickt wird, um dort die Abteilung zu leiten. Plötzlich müssen sich also die drei miteinander arrangieren, was zu allerhand Durcheinander und Missverständnissen führt.

The IT Crowd ist für mich so wertvoll, weil sich die Geschichten selbst nicht so ernstnehmen. Wir haben einen lockeren Umgang mit der Realität, was dazu führt, dass auch Handlungen erzählt werden können, die über die Realität hinausgehen, zum Beispiel über die Erfindung eines BHs, der immer richtig sitzt. Insgesamt ist The IT Crowd dadurch eine der Serien, die nichts von ihrem Charme verliert.

Lernen: You Are Not So Smart – Brand Loyalty

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.

Wir tendieren dazu, unsere Ausgaben zu verteidigen, auch wenn wir nicht erklären können, warum wir uns für sie entschieden haben. Jede dieser Entscheidungen ist mit Gefühlen verbunden, die sich verstärken, wenn wir eine feste Verbindung aufbauen, zum Beispiel in Form von Besitz.

Wir streiten darüber, ob Xboxen oder Playstations, PCs oder Macs, Coca Cola oder Pepsi besser sind. Wir fangen an, auf Reddit darüber zu diskutieren, versuchen Vergleiche zu ziehen und uns zu rechtfertigen. Selbst wenn wir etwas geschenkt bekommen, bauen wir eine emotionale Beziehung dazu auf.

Folgen: Doch warum verteidigen wir diese Dinge? Sind sie ein Ersatz für unsere familiären Gefühle? Ich denke, dass wir darauf achtgeben sollten, nicht mehr so intensiv für unsere Gegenstände zu argumentieren und lieber das Positive mit anderen zu teilen.

Naive Fragen für ein besseres Leben

Warum fangen wir irgendwann an, Fragen zu stellen? Weil uns merkwürdige Begebenheiten auffallen, die wir nicht erklären können? Weil die Welt plötzlich immer komplizierter wird und uns über den Kopf steigt? Oder weil wir, wenn wir allein sind, nicht mit uns selbst klarkommen? Was bringt uns dazu, unsere Menschlichkeit zu erkunden? Was treibt uns plötzlich an, kein Rädchen mehr in der großen Maschine sein zu wollen?

Ich habe angefangen, mich für Philosophie zu interessieren, als ich mit 13 Jahren das Gefühl hatte, bereits alles gesagt zu haben. Menschen sterben um mich herum. Menschen sind in endlosen alltäglichen Kreisläufen gefangen. Und trotzdem geht alles immer weiter. Hast du genug gegessen? Hast du genug geschlafen? Bist du bereit für den nächsten Schritt in deinem Leben? Immer und immer wieder dasselbe.

Doch was nützt das alles? Was nützen Fragen in dieser endlosen Gleichheit? Selbst wenn wir uns damit beschäftigten, wohin soll einen das führen? Woran wächst man, wenn es nichts zu wachsen gibt? Naturwissenschaften beschreiben alles, was unsere Bedürfnisse verlangen können. Alles darüber hinaus ist sinnlos. Und doch wollen wir nicht, dass es so einfach ist. Wir wollen nicht alles wissen. Aber es gibt keinen Ausweg. Jeder Ausweg ist eine Illusion, die dazu führt, dass wir nicht ehrlich mit uns selbst sind.

Aber diese unausweichliche Ehrlichkeit ist es, die mich so fasziniert. Lassen wir also doch mal davon ab, uns den endlosen Prozessen des Lebens hinzugeben und fragen uns etwas anderes, etwas das abseits dieser Selbsterhaltung besteht. Vielleicht lassen sich Fragen formulieren, die das Menschsein angenehmer gestalten, selbst wenn uns dessen Sinnlosigkeit bewusst geworden ist, selbst wenn wir in den Abgrund geschaut haben und uns die Dunkelheit darin in ihren Bann gezogen hat. Vielleicht hilft das.

Was und warum überhaupt? Warum wähle ich zunächst diese beiden Fragen? Warum, die Frage nach der Ursache, nach einem motivierten Ablauf, nach einer Herleitung. Was, die Frage nach dem Inhalt, der Beschreibung, der Definition. Wenn wir „was und warum?“ fragen, dann fragen wir uns, wie etwas innerhalb unserer Weltanschauung sinnvoll interpretiert werden kann? Wir suchen Wörter, die uns andere Wörter erklären. Für mich sind diese beiden Fragewörter die wichtigsten Hilfsmittel für Fragen überhaupt, weil mit jeder auf sie gegebenen Antwort ein neuer Kontext geschaffen wird.

Und deshalb sind es die ersten Fragen, die sich jeder selbst stellen sollte, wenn er oder sie sich überhaupt etwas fragt. Was ist das genau, was ich nicht verstehe? Was beinhaltet es? Was gibt es für unterschiedliche Überzeugungen davon? Und warum bin ich bisher der Überzeugung gewesen, dass die Vorstellung, die ich von dieser Sache hatte, die richtige wäre?

Warum leben wir? Was bedeutet das genau? Warum laufen verschiedene Prozesse in unserem Körper ab, die uns am Leben erhalten? Was ist Leben? Warum ist die Evolution dafür verantwortlich? Was gibt es für Konzepte, die die Welt beschreiben? Warum brauchen Menschen ein Verständnis von der Funktionsweise der Welt? Was sind Bedürfnisse? Warum wollen wir am Leben bleiben?

Wenn wir lange genug warum fragen, dann stoßen wir auf unendlich viele Probleme. Wir bemerken nicht nur, dass die Säulen, auf denen sich unser Wissen aufbaut, unglaublich wacklig sind, sondern wir werden auch genügsamer mit den Antworten, die wir von Menschen erwarten können, denn jede Antwort ist nur mit bestimmten Annahmen haltbar. Gehen wir mit diesen Annahmen nicht mit, dann hat auch die Antwort für uns kaum eine Bedeutung.

Was ist der Sinn des Lebens? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Die Fragen lassen sich nicht beantworten. Wir fragen uns diese Fragen, weil wir denken, dass wir uns selbst erkennen können, wenn wir wissen, woraus wir bestehen oder was das Ziel unserer Existenz ist? Aber eigentlich wissen wir, was unser Ziel ist. Unsere gesamte Existenz ist darauf ausgerichtet, uns am Leben zu erhalten, uns fortzupflanzen und dann das Leben unseres Nachwuchses zu erhalten. Alles andere ist Ablenkung. Mehr zu wollen, ist ein Auswuchs unserer Erkenntnis, überhaupt nach mehr fragen zu können. Vielleicht sollten wir deshalb aufhören, nach einem höheren Sinn zu suchen und uns lieber darauf konzentrieren, einen Sinn mit unserem umfangreichen Wissen für uns selbst zu konstruieren.

Was macht mich glücklich? Ist das, was mich glücklich macht, das einzige, was mich glücklich macht? Warum macht es mich glücklich? Werden andere Menschen unglücklich, wenn ich das tue, was mich glücklich macht? Warum werden sie unglücklich? Was rechtfertigt, dass ich glücklich bin, wenn andere dadurch unglücklich werden? Gibt es einen Kompromiss? Muss es einen Kompromiss geben?

Mit unserem Wissen über uns selbst, über unseren biologischen Körper, über die chemischen Reaktionen in unserem Körper, Hormone, die Psychologie unseres Selbst, mit all diesen Dingen, können wir uns selbst einreden, dass es uns gut geht. Und dann geht es uns auch gut. Weil es gar nichts anderes zu geben braucht. Man kann sagen, dass alles zumindest in biologischer wahrscheinlich aber auch in physikalischer Hinsicht danach strebt, weiter zu existieren. Wenn das nicht der Fall wäre, dann würde man aussterben. Unser gesamtes Sein, also das Sein von Millionen von Jahren, besteht also bisher daraus, dass wir versucht haben, weiterzuleben. Wenn wir uns also einreden, dass das Leben schön ist, dann ist es auch schön. Nicht leben zu wollen und sich der Sinnlosigkeit des Lebens hinzugeben, sind dementsprechend Illusionen, weil die Schönheit des Lebens darin besteht, weiter existieren zu wollen.

Wie kann man also weiter existieren, so dass man glücklich ist, auch wenn man die Frage nach dem Sinn beiseiteschiebt? Vielleicht sollten wir uns fragen, was wir bisher erlebt haben? Was kann man denn überhaupt erleben? Wie können wir positive Gefühle hervorbringen? Wie können wir diese Gefühle erhalten? Was müssen wir tun, damit wir nicht taub gegenüber diesen Gefühlen werden, weil wir ihnen zu häufig ausgesetzt gewesen sind? Wie setzen wir unser Glück um?

Wenn wir diese Fragen klären können, dann können wir aufhören, darüber nachzudenken, was unser Leben so miserabel macht. Wir können aufhören, darüber nachzudenken, ob unser Leben etwas braucht. Denn eigentlich bieten Ideologien oder Religionen immer nur dieselben grundlegenden Dinge, die uns glücklich machen: ein Gefühl von Sicherheit durch das Zusammensein mit anderen ähnlich denkenden Individuen. Plus Genüsse: Schlafen, Essen, Trinken, bewusstseinsverändernde Zustände, Nähe, Sexualität. Wenn wir das begreifen, dann können wir selbst nach diesen Elementen suchen. Und wir werden glücklich, ohne dass wir uns abhängig machen müssen.

Von wem bin ich abhängig? In was für einer Gesellschaft möchte ich leben? Was kann ich aufgeben und dabei trotzdem noch glücklich bleiben? Wer hat Macht über mich? Wem vertraue ich und warum? Was erwarten andere von mir? Wie weit kann ich mich von anderen abwenden?

Eine Gesellschaft funktioniert solange, wie wir uns auf grundlegende Regeln einigen können, die uns letztendlich allen helfen, unsere Bedürfnisse so zu erfüllen, dass wir glücklich werden können. Gibt es ein zu großes Ungleichgewicht, einen fehlenden Kompromiss, bricht die Gesellschaft auseinander.

Abhängigkeit ist ein Maß dafür. Unsere Gesellschaft hilft uns dabei, Ziele zu erreichen, die wir allein, nie erreichen können. Wir können zum Beispiel jeden Tag Toast mit Butter und Salz essen, was wir auf uns selbst gestellt in unserer derzeitigen Situation nur vielleicht nach Monaten schaffen würden (Salz besorgen, Getreide anbauen, Kühe halten). Da unsere Gesellschaft allerdings so spezialisiert ist, leben wir teilweise in vollkommen anderen sozialen Welten, sodass auch andere Vorstellungen über den Ablauf des Lebens präsent sind.

Eine Gesellschaft versucht deshalb zwischen den verschiedenen Welten zu vermitteln, was natürlich unmöglich ist, ohne eine Abhängigkeit in Form von Normen und Werten aufzubauen. Ohne die Vorstellungen, die die Gesellschaft an uns heranträgt, würden wir mit dem Rest der Gesellschaft Probleme bekommen. Aus diesem Grund wünschen wir uns so häufig eine Gesellschaft, die unsere Individualität achtet, was in den meisten Fällen allerdings nur bedingt funktioniert.

Wenn wir also glücklich werden wollen, dann müssen wir uns überlegen, wie wir unsere Abhängigkeit von der Gesellschaft abbauen können, damit wir ohne ihren Druck unser Leben gestalten können. Wenn wir unsere Abhängigkeit dadurch abbauen, dass wir selbst alles für uns leisten können, dann ist das eine Möglichkeit. Wenn wir unsere Abhängigkeit abbauen, indem wir unsere Werte und Normen auf die Gesellschaft übertragen, dann ist das eine andere. Doch was wollen wir eigentlich?

Wenn wir uns all diese Fragen stellen, dann lasst uns genau darüber nachdenken, wie wir die oben genannten einfachen Bedürfnisse von allen befriedigen können. Und den Rest lassen wir jeden selbst entscheiden, solange dadurch die Bedürfnisse der anderen nicht in Gefahr geraten und übermäßig unterdrückt werden. Das ist keine einfache Aufgabe. Und es gibt auch keine einfache Antwort darauf, weil eben nicht geklärt ist, was als gerechte Aufteilung der Bedürfnisse gelten kann. Aber es ist auf jeden Fall ein Anfang, der uns eine individuellere Suche nach unserem Glück ermöglicht.

Lernen: You Are Not So Smart – Apophenia

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.


Wir suchen Bedeutung in zufälligen Ereignissen, weil diese uns möglicherweise Zusammenhänge offenbaren, die uns schützen können. Wir nehmen bestimmte Muster und Geschichten wahr und interpretieren diese im Zusammenhang mit unserer Persönlichkeitsentwicklung.
Eine ausgeprägte Neigung zu diesem Phänomen führt zu einer übermäßigen Verknüpfung von alltäglichen Ereignissen mit eigenen Überzeugungen: Es muss doch etwas Besonderes sein, dass ich meinen Geburtstag mit so vielen meiner Lieblingsberühmtheiten teile, obwohl man seinen Geburtstag natürlich mit Millionen von Menschen auf der Erde teilt. Oder die Zahl 23 muss doch irgendeine besondere Bedeutung haben, wenn sie an den verschiedensten Stellen in meinem Leben auftaucht, auch wenn die Zahl nur bedingt häufiger auftritt, als andere Zahlen.
Folgen: Eine abschließende Suche nach Bedeutung ist immer zum Scheitern verurteilt, wenn man sich mit den Antworten nicht irgendwann zufrieden gibt. So kann ich jeden Zusammenhang immer hinterfragen und ihn in seiner Bedeutung anzweifeln. Wenn wir uns jedoch vollkommen gegen eine Bedeutungsfindung stellen, dann können wir gar nichts erklären. Ich denke aber, dass es sinnvoll ist, bestimmten Geschichten zu vertrauen, um sachkundige Aussagen treffen zu können. Wenn wir zum Beispiel einen Ball fallen lassen, dann gehen wir davon aus, dass uns die Wissenschaft sagt, dass er nach unten fallen sollte. Vielleicht sollten wir deshalb darauf achten, dass wir lediglich versuchen, gute Argumente für unsere Überzeugungen zu finden.

Glück hinterfragen

Das, was uns gut tut, das was uns Spaß macht, ist das, worauf wir zurückkommen. Wir essen leckeres Essen, weil es lecker ist, weil es unseren Gewohnheiten entspricht und diese Gewohnheiten ein bestimmtes Muster angenommen haben, das wir genießen können. Ansonsten könnten wir uns sicherlich auch nur von verschiedenen Pasten und Wasser ernähren. Und vielleicht sollten wir das auch tun, wenn es uns darum geht, unser Leben zu verlängern. Dann würden wir auf die Lebensmittel verzichten, die unsere Körperfunktionen einschränken.

Doch wir tun es nicht. Wir machen uns in den meisten Fällen nicht einmal ansatzweise so viele Gedanken darüber, wie wir es möglicherweise tun sollten. Wie ernähren wir uns? Hauptsache gesund? Eigentlich nicht. Hauptsache lecker, ohne zu übertreiben. Hauptsache Spaß, ohne die Kontrolle zu verlieren. Auf jeden Fall nicht zu viel. Das ist eher das Motto, das ich vorschlagen würde. Das, was uns gut tut, kann doch auch gar nicht falsch sein.

Und das ist auch vollkommen richtig. Wenn uns etwas gut tut, dann können wir entspannen, wir müssen nicht darüber nachdenken, wir können es genießen. Wenn wir mit Freunden unterwegs sind, uns gut unterhalten, das Glück der Gemeinschaft empfinden, dann wird sich doch wohl niemand hinstellen und sagen: Sehen Sie, Sie sind für ihr Unglück selbst verantwortlich! Wie wäre das denn überhaupt zu vereinbaren? Glück und Unglück, die aus derselben Sache entspringen?

Ich will keine lächerlichen Beispiele mit moralischem Unterton aufbauen, in denen man ja schon hin und wieder mit seinen Freunden ausgehen kann, aber eben auf sich aufpassen muss, dass man nicht plötzlich zum Alkoholiker mutiert, weil man sich jeden Samstag die Kante gibt. Mir geht es darum, dass wir uns fragen, was uns glücklich macht? Und wenn es uns glücklich macht, uns jeden Samstag die Kante zu geben, dann ist das vollkommen okay!

Glück und Unglück haben da eine starke zeitliche Komponente, die durch die subjektive Wahrnehmung geprägt ist. Was wir als Glück wahrnehmen, nehmen wir doch lediglich unter den jetzigen Bedingungen als Glück wahr. So viele Erfahrungen können die schönsten Gefühle in einem beliebigen Moment schaffen. Aber diese Gefühle verblassen und was dann übrig bleibt, gibt uns einen tieferen Einblick in unser Selbst.

Das, was mich beschäftigt, ist, ob man sich das überhaupt schon einmal gefragt hat und ob man sich damit auseinandergesetzt hat, warum diese Sachen einen glücklich machen? Und selbst wenn man keine Antwort findet, dann wächst man doch immerhin daran. Vielleicht fange ich für mich an, Vergleiche zu ziehen und frage mich, ob jedes Glück identisch ist oder ob es sich lohnt, anderes Glück zu erfahren, durch andere Ereignisse. Vielleicht kann man über den Tellerrand der vorgegebenen gesellschaftlichen Konventionen hinwegblicken, um das zu erkennen, was einem wirklich selbst gehört!

Aber das kann ich nur, wenn ich mir bewusst mache, was mich glücklich macht und warum! Und das, was mich glücklich macht, hat eben diese Macht, sich unsichtbar zu machen, zu verschwimmen und sich nicht zu melden, bis ich mich irgendwann mit den Konsequenzen herumschlagen muss. Warum mag ich Bücher? Was macht Filme toll? Warum schaue ich die neunte Staffel einer Serie? Weshalb freue ich mich über Geschenke? Warum esse ich das dritte Mal diese Woche Pizza? Warum liebe ich diese Person? Warum mag ich es zu argumentieren? Ist es überhaupt gut, so viel über alles nachzudenken? Muss ich zu allem eine Antwort finden?