Wohnzimmerregal: Hot Fuzz (2007)

Hot Fuzz ist wahrscheinlich die beste englische Komödie, die jemals produziert wurde. Und dabei referenziert der Film eigentlich die ganze Zeit über nur amerikanische Action-Blockbuster. Doch der Film ist auf so vielen verschiedenen Ebenen interessant, dass es eine Schande wäre, ihn vollständig darauf zu reduzieren.

Nick Angel wird als Londoner Vorzeigecop in ein kleines Dorf im Nirgendwo versetzt. Es scheint nicht so wirklich viel los zu sein und er vertreibt sich seine Zeit damit, die Menschen im Dorf näher kennenzulernen und kleinere Polizeiarbeit durchzuführen. Doch plötzlich kommt es zu ungewöhnlichen Unfällen und Angel vermutet, dass mehr dahintersteckt.

Der zweite Film der Cornetto-Trilogie ist mit seiner Atmosphäre, bei der man nie so richtig weiß, ob sich der Film gerade selbst noch ernstnimmt und seinen überragenden Schnitttechniken ein beeindruckender Versuch, Komödien-, Action- und Horrorelemente locker miteinander zu verbinden.

Wohnzimmerregal: What We Do in the Shadows (2014)

Ein weiterer Vertreter von grausamer Titel, großartiger Film. Flight of the Conchords erprobter neuseeländischer Humor, der in einer Mockumentary zu seinem Höhepunkt gebracht wird. Kleine Szenerien, ein paar nette Seiltricks und schon ist man in diesem Vampirfilm gefangen. Und auch der einzige Film, zu dem ich lauthals im Kino gelacht habe.

Die Handlung konzentriert sich auf eine Wohngemeinschaft von vier unterschiedlich alten Vampiren in Wellington, deren Alltag in der Wohnung und in der Stadt gezeigt werden. Nachdem allerdings bei einem Angriff ein Opfer versehentlich zu einem Vampir gemacht wird, muss sich die Gruppe damit auseinandersetzen, wie sie diesen irgendwie in die Gruppe integrieren.

Aus dieser Grundsituation entstehen die Witze, die vor allem mit den Erwartungen des Publikums über die Verhaltensweisen von Vampiren spielen. Der Film schafft es, ohne großen Aufwand eine unglaublich lustige Charakterkomödie abzuliefern, die vor allem einfach Spaß macht.

Wohnzimmerregal: The Big Year (2011)

Ich mag den deutschen Titel des Filmes überhaupt nicht. Ich kann richtig spüren, wie Marketingmenschen zusammengesessen haben und versucht haben, den Film als eine gedankenlose Komödie zu vermarkten. Ha, ha, es geht um Vogelbeobachter, verstehen Sie? Und dann gibt es da dieses Wortspiel, weil die ja ein Jahr unterwegs sind, so außerhalb der Gesellschaft. Ha, ha. Aber auch, weil die Vögel freigegeben sind, zur Beobachtung. Ha.

Und ich mische mich da ein und möchte einen Film präsentieren, der so viel mehr ist, als nur oberflächlicher Wegwerfhumor. Der Film ist ein einfühlsames und witziges Drama über drei Individuen, die sich aus unterschiedlichen Gründen dazu entscheiden, am „großen Jahr“ (The Big Year) teilzunehmen, einem Versuch, innerhalb eines Jahres die meisten Vogelarten in den USA zu finden und bewusst zu beobachten.

Der Film erkundet dabei intensiv die Motivationen der einzelnen Charaktere und zeigt auf, wie sich Freundschaften entwickeln und wie wir als Menschen insgesamt miteinander umgehen und Erfahrungen teilen. Das ist ein Film, den ich mir immer und immer wieder ansehen kann, weil er auch von der Atmosphäre und den Orten unglaublich vielseitig ist. Ich freue mich jedes Mal.

Wohnzimmerregal: Moon (2009)

Psychologische Science-Fiction ist immer noch etwas, das man relativ selten findet. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Moon versucht hat, sich von den Action- oder Horror-Filmen des Genres abzugrenzen, indem der Stress eines Menschen in Isolation dargestellt wird. Damit hat er auch ein wenig Ähnlichkeit zum bald erscheinenden The Martian.

In Moon werden 70% der Energieversorgung der Erde durch Förderanlagen auf dem Mond gedeckt. Sam Bell ist der einzige Techniker, auf dem Mond, der sich nach Ende seiner dreijährigen Wartungsarbeiten, auf seine Heimreise vorbereitet. Als es allerdings zu einem Zwischenfall außerhalb der Basis kommt und seinen Abflug verpasst, muss er sich auf einmal mit existenzialistischen Problemen auseinandersetzen.

Der Film schafft es, mit ganz einfachen Mitteln eine nachdenkliche und kapitalismuskritische Geschichte zu erzählen. Er fragt nach den Folgen von Isolation und Einsamkeit, und danach, wie wir mit unseren Technologien umgehen sollten.

Wohnzimmerregal: Dark City (1998)

Dark City hat mich vor allem gefesselt, weil der Frage auf den Grund gegangen wird, was wir als Wirklichkeit wahrnehmen und wie wir mit Erinnerungen umgehen. Dazu noch eine dystopische Welt und Telekinese, und ich bin dabei!

In dem Film geht es um John Murdoch, der ohne Erinnerung in einem Hotelzimmer aufwacht und der herausfinden möchte, was mit ihm geschehen ist. Merkwürdige Wesen, die als Fremde bezeichnet werden, tauchen auf und machen Jagd auf ihn. Während er auf der Suche nach seinem Gedächtnis ist, fallen ihm immer mehr merkwürdige Dinge in der Stadt auf und ihm wird deutlich, dass es sich nicht um eine normale Stadt handeln kann.

Für mich war vor allem die Diskussion über die Seele und die Fragen, was uns angeboren und was durch Erfahrungen geprägt ist, interessant. Ich mag diese Art von philosophischen Fragen, weil sie deutlich machen, wie wenig wir doch wirklich wissen können und wie zerbrechlich unsere Vorstellungen sind.

Wohnzimmerregal: Blade Runner (1982)

Lange Zeit konnte ich mit Blade Runner überhaupt nichts anfangen und habe es häufig mit Highlander 2 verwechselt. Kommt schon, das ist nicht so abwegig. Dann lernt man aber Philip K. Dick kennen und kann plötzlich auch Blade Runner einordnen. So einfach.

In dem Film geht es um den Detektiv Rick Deckard, der mit der Auffindung und Eliminierung von menschenähnlichen Robotern auf einer überbevölkerten, dunklen Erde beauftragt wird, da es den sogenannten Replikanten nicht gestattet ist, die Erde zu betreten.

Als ich das erste Mal Blade Runner bewusst gesehen habe, hatte ich schon ein relativ gutes Verständnis davon, was Science-Fiction, was Cyberpunk, wer Philip K. Dick und wer Ridley Scott sind. Und dennoch hat mich der Film erneut mitgerissen. Die Atmosphäre ist fantastisch und so etwas wie ein Vorbild für Detektiv-Geschichten in Science-Fiction-Filmen. Blade Runner gehört für mich gerade auch deshalb zu den Klassikern des Genres.

Die interessanteste Frage an dem Film ist für mich aber, warum überhaupt zwischen Menschen und Replikanten unterschieden werden soll, wenn alles was sie anscheinend von uns trennt, unser Machtanspruch über sie ist.

Wohnzimmerregal: Gran Torino (2008)

Ich möchte gesondert erwähnen, dass Clint Eastwood bei diesem Film auch Regie geführt hat. Das mag für viele keine Neuigkeit mehr darstellen, aber für mich war es das zu der Zeit. Ich habe ihn als Action-Held kennengelernt, dann als Waffenfanatiker und dann als Regisseur ruhigerer Dramen. Irgendwie nicht ganz schlüssig.

Was mich allerdings überzeugt, sind die Stereotypen, die in diesem Film niemals platt wirken. Obwohl kaum etwas gesagt wird, hat man das Gefühl, als könne man sich in diesen alten Kriegsveteranen Walt hineinversetzen, wie er seine Frau verliert, seine Familie ihn vernachlässigt und seine asiatischen Nachbarn ihn anscheinend in seinem amerikanischen Traum stören.

Wir haben einen gebrochenen Charakter, dessen wertvollster Besitz ein alter Ford Gran Torino ist, der nun auch noch von dem asiatischen Nachbarsjungen Thao geklaut werden soll. Walt schnappt den Jungen, woraufhin ihn seine Familie bei Walt Wiedergutmachung leisten lässt. Zunächst scheint Walt nicht so wirklich etwas mit Thao anfangen zu können, es entwickelt sich aber über die Zeit eine tiefgehendere Beziehung, bei der sich Walt darum kümmert, dass Thao eine Arbeit bekommt und vor der im Viertel verhassten Gang beschützt wird.

Der Film ist für mich so etwas Besonderes, weil er auf eine ganz einfache Weise zeigt, wie sich Vorurteile auflösen lassen: indem man sich kennenlernt. Und natürlich erscheint die Glorifizierung amerikanischer Werte fragwürdig, und natürlich fragt man sich, ob Gewalt die richtige Methode ist, um sich durchzusetzen. Ich nehme dem Film aber ab, dass Walt sein Bestes unternimmt, um sich zu läutern und anderen zu helfen.

Wohnzimmerregal: Thank You For Smoking (2005)

Ich habe mich in diesen Film verliebt, weil er es geschafft hat, eine spannende Geschichte nur mit klugen Wortwechseln zu erzählen. Es geht um einen Lobbyisten der Tabakindustrie, dessen Alltag und Kampagnenleben dargestellt wird.

Es wird gezeigt, wie er mit seinem Umfeld umgeht und wie er versucht, es zu manipulieren. So gibt es zum Beispiel eine Szene, bei der er in der Berufsvorstellungsrunde der Klasse seines Sohns die Kinder davon überzeugen möchte, dass Zigaretten doch gar nicht so schlimm sind, wie immer gesagt wird.

Das Interessante dabei ist, dass er die ganze Zeit über sympathisch bleibt. Dieser Gegensatz hat mir vordergründig zwei Dinge deutlich gemacht: 1. Sympathische Personen haben einen großen Einfluss darauf, was wir als richtig oder falsch ansehen. 2. Man sollte immer alle Argumente ernstnehmen und jegliche Folgen durchgehen, um sich so wenig wie möglich beeinflussen zu lassen.

Ängste

Palmen wehen im Wind. 35 Grad. Alcúdia, Mallorca. Die Straßenlaternen sind bereits angegangen, aber das Himmelblau ist noch nicht ganz von der Nacht verschluckt worden. Ich halte die Hand meines Vaters in der Menschenmenge. Alles ist so groß. Ich kann kaum Schritt halten. Wir sind auf dem Weg zum Hotel. Läden ziehen an uns vorbei, Kleiderberge türmen sich vor uns auf. Wir werden zur Seite gedrängt, laufen langsamer weiter. Doch die Hand meines Vaters hat sich gelöst.
Ich schaue nach links. Meine Familie ist verschwunden. Ich schaue mich um. Nichts von ihnen zu sehen. Mein Herz rast. Die Straßen sind überfüllt. Weiß ich überhaupt, wo sich unser Hotel befindet? Ich bin doch bisher immer nur meinem Vater gefolgt. Was soll ich jetzt tun? Ich drehe mich erneut um und renne den Weg zurück. Mit fünf Jahren erlebe ich zum ersten Mal ein bewusstes Gefühl von Hilflosigkeit.

Ängste sind ein fester Bestandteil des Lebens, ein Unwohlsein, eine Unsicherheit, unser unnachgiebiger Antagonist. Als Kinder personifizieren wir sie, geben ihnen feste Formen, um etwas gegen sie unternehmen zu können. Als Erwachsene wissen wir, dass Ängste noch sehr viel perfider sein können, denn sie konfrontieren uns mit unseren Schwächen. Sie sind unsichtbare Monster. Sie nutzen ihre Zeit im Unterbewusstsein, wenn wir abwesend sind und mit unserem Alltag zu tun haben. Und sie nutzen ihre Zeit gut.
Aus einer kleinen Ungenauigkeit folgt der Zweifel an den eigenen Fähigkeiten. Aus einem winzigen Knick im Handeln unserer Liebsten erlangen wir Zuversicht über ihre Gefühle uns gegenüber. Sie wollen uns verlassen. Bestimmt. Wie könnten sie uns auch jemals wirklich gemocht haben? Sie spielen uns doch die ganze Zeit schon etwas vor, oder nicht? Als Erwachsene spüren wir, dass etwas nicht stimmt, aber wir vernachlässigen, uns diesem Zustand zu stellen.
Aus diesem Grund möchte ich mich mit Ängsten beschäftigen, die uns alle betreffen. Und ich möchte versuchen, sie klar zu benennen, damit wir uns gegen sie erheben und sie überwinden können. Zwar können wir sie niemals vollständig besiegen, aber wir können uns bewusst machen, dass sie nur einen kleinen Teil unseres Lebens ausmachen. Und dieses Bewusstsein ist unglaublich viel wert.
Keine Zurückhaltung mehr: Die Angst davor, von anderen allein gelassen, nicht eingeladen, nicht beachtet, nicht verstanden, nicht gemocht zu werden. Es ist ein Freitagabend, wir sitzen in unseren Zimmern, stöbern gerade durch das Internet und vertreiben unsere Zeit mit Bildern auf 9GAG. Es ist ein guter Abend. Doch plötzlich schauen wir auf die Zeit, es ist 21:04 Uhr, und es fangen die Fragen an: Was machen eigentlich meine Freunde? Warum sitze ich hier nur herum? Sollte ich nicht draußen sein und Spaß haben? Warum bin ich allein?

Wir rufen unsere Freunde an. Es klingelt, aber niemand geht ran. Besetzt. Uns erreicht eine Nachricht. Tut mir leid, heute Abend geht nichts. Alles klar. Nächster: Bin total geschafft. Nächster: Bin gerade nicht in der Stadt. Blah, blah, blah. Uns beschleicht das Gefühl, dass das alles nicht richtig ist. Was passiert hier? Warum hat niemand Lust, etwas mit uns zu unternehmen? Waren die Leute ehrlich zu uns, oder haben wir Schuld?

Wir denken nicht darüber nach, dass Menschen zu unterschiedlichen Zeiten, bestimmte Gefühle haben. Wenn wir uns einsam fühlen, dann müssen sich doch all unsere Freunde und unser Partner zur selben Zeit auch einsam fühlen! Und wenn sie sich nicht einsam fühlen, dann stimmt anscheinend etwas mit uns nicht. Sie fühlen nichts mehr für uns. Das ist die einzige mögliche Erklärung, oder nicht?

Nein. Angst vor dem sozialen Ausschluss, vor dem Nichtgehörtwerden, vor dem Alleinsein ist nichts Besonderes. Und es ist auch nichts, was unbedingt von anderen Menschen ausgeht. Natürlich kann es sein, dass man ausgeschlossen wird und natürlich kann es sein, dass man seine Zeit häufig allein verbringt. Aber es liegt an uns selbst, diesen Zustand als etwas Besonderes wahrzunehmen. Wir bestimmen darüber, mit wem wir zu tun haben. Wir bestimmen darüber, was wir tun wollen.

Und wenn wir ehrlich sind, dann brauchen wir häufig auch diese Zeit nur für uns, wo keiner dumme Sprüche macht, wo wir im Bett liegen und lesen, ohne dass jemand uns ständig fragt, ob wir Lust haben, heute Party zu machen. Wir genießen diese Zeit. Wir kommen von Arbeit, schauen eine Serie oder ein Let’s Play, um runter zu kommen. Wir sind die meiste Zeit nicht allein, weil wir ausgeschlossen werden. Wir sind die meiste Zeit allein, weil wir es als zu anstrengend empfinden, ständig mit Menschen zusammen zu sein, die andere Vorstellungen davon haben, wie das Leben funktioniert.

Und wenn uns bewusst wird, dass das nicht nur uns betrifft, dann haben wir vielleicht weniger Schwierigkeiten damit, mit unserer Einsamkeit umzugehen. Es ist 21:44 Uhr. Wenn heute schon nichts mehr geht, dann können wir ja wenigstens an dem einen Projekt arbeiten, das wir schon seit Ewigkeiten aufgeschoben haben. Das ist gut für unser Selbstbewusstsein und wir schaffen endlich das, was wir uns vornehmen.

Zwei Stunden später. Wir haben nichts gemacht. Und wir sind im nächsten Tief: Die Angst davor, etwas nicht zu schaffen, was man sich vorgenommen hat, etwas nie schaffen zu können, andere zu enttäuschen, sich selbst zu enttäuschen, nichts verändern zu können, nichts erreichen zu können. Das Studium sollte uns erst einmal eine Basis geben, weiter darüber nachzudenken, was wir eigentlich mit unserem Leben anstellen wollen. Nachdem es die Schule phänomenal vergeigt hat, uns eine klare Vorstellung davon zu geben, wohin wir mit unseren Ideen gehen sollen, schien das Studium der nächstbeste Anlaufpunkt.

Doch jetzt sind wir im fünften Semester. Eigentlich haben wir nichts wirklich gelernt, außer dass wir ein paar neue Namen kennengelernt haben, die wir uns gegenseitig an den Kopf werfen können. Aber nun gut. Das Studium ist ja nur der Zwang, damit wir herausfinden, was wir eigentlich wollen. Unsere eigentliche Leidenschaft liegt in unseren Hobbys. Wir komponieren Musik, drehen Filme, schreiben seit Ewigkeiten an unserem ersten Roman, entwickeln diese eine App, die das Leben aller Smartphone-Besitzer für immer verändern wird. Das Übliche.

Aber selbst nach zwei Jahren ist immer noch nichts so weit, dass wir es anderen zeigen möchten. Wir sind geschafft. Eigentlich müsste doch mindestens ein kleines Bisschen vorhanden sein, das unsere Motivation retten kann? Doch nach den zwei Stunden wird uns klar, dass wir eigentlich immer noch zu wenig wissen. Wir wissen, was Kunst ist, und das, was wir da abliefern, das ist es nicht.

Wir haben das Gefühl, dass wir unsere Zeit verschwendet haben, dass wir eigentlich zu Größerem berufen waren, aber irgendwann den Einsatz verpasst haben. Wir hätten uns viel intensiver mit den Ideen beschäftigen sollen, viel mehr üben und experimentieren müssen. Aber zum Schluss haben wir zu wenig getan. Und jetzt sitzen wir hier und denken darüber nach, was wir eigentlich noch mit unserem Leben anfangen wollen, nachdem wir alles weggeworfen haben, wofür wir in unserer Jugend gekämpft haben.

Oder spielt das absolut keine Rolle? Es ist vollkommen egal, wie häufig wir scheitern oder wie häufig wir etwas hinbekommen, denn wir werden niemals wirklich zufrieden sein, solange wir uns mit dem Zählen beschäftigen. Menschen lernen über direktes Versagen, indem sie ihr Verhalten anpassen und dadurch die Ergebnisse verbessern. Menschen hören nicht einfach damit auf, wenn es nicht funktioniert, denn es gibt keine Alternative zum Glücklichsein.

Lasst uns das Gefühl begraben, dass wir etwas erreichen müssen und geben wir uns der Tätigkeit für sich hin. Lasst uns Ziele setzen, bei denen wir uns nicht selbst enttäuschen können! Wir müssen etwas nicht schnell fertig bekommen. Wir müssen am Ende einfach nur damit zufrieden sein. Wir müssen niemandem beweisen, was wir können. Wir sind niemandem Rechenschaft schuldig.

03:14 Uhr. Wir erwachen aus einem unruhigen Schlaf. Bilder aus unserer Vergangenheit kommen uns in den Sinn. Der Regen prescht gegen die Fenster. Die Schatten wechseln an der Wand. Wir können glücklich sein. Wir können allein sein. Doch letztendlich beunruhigt uns etwas, das sich lange versteckt gehalten hat. Unser Stress hat uns davor bewahrt, uns intensiver damit zu beschäftigen. Freunde und Arbeit haben sie verborgen: Die Angst davor, dass trotz allem, trotz all der Schönheit auf dieser Welt, alles egal ist. Die Angst davor, dass wir alle sterben werden.

Wem machen wir etwas vor? Wir wissen alle, dass es keine Bestimmung für uns gibt. Es sind schöne Geschichten, die wir uns selbst erzählen, wenn wir davon ausgehen, dass es unsere Aufgabe ist, dies oder das zu erreichen. Aber selbst wenn wir es erreicht haben, was kommt danach? All unsere Anstrengungen im Leben, all unsere Bedürfnisse, jegliche Liebe, wofür? Warum stehen wir jeden Morgen auf? Was unterscheidet ein glückliches Leben von einem unglücklichen?

Wir sind doch nichts weiter als Sklaven einer Natur, die uns vorspielt, dass Glück ein wertvolles und erreichbares Gut ist. Doch hinter wie vielen Fassaden steckt die Unzufriedenheit, der Mangel und die daraus entstandene Wut? Welche Menschen kennen wir denn, die wirklich glücklich sind, die wirklich mit dem zufrieden sind, was sie haben? Und selbst wenn, steckt dahinter nicht immer noch nur eine Illusion, die diese Menschen daran hindert, eben den wahren boshaften Kern des Lebens zu erkennen: dass es eben nichts Böses gibt und nichts Gutes, dass alles, wenn wir nur den Zeitraum groß genug ansetzen, vollkommen belanglos wird? Wir sterben doch sowieso irgendwann und es ist vorbei. Warum den Tod hinauszögern? Warum Angst vor dem Tod und Angst vor der Sinnlosigkeit des Lebens haben? Das ist doch paradox.

Ich renne durch die Menschenmenge und suche meine Familie. Suchen sie mich nicht? Mir kommt es so vor, als wäre ich schon Stunden unterwegs. Ich bleibe stehen, Tränen fließen meine Wangen hinunter. Ich verliere mich in immer fantasievolleren Ängsten. Wie konnte das nur passieren? Ich bin doch auch nur ein Mensch.

Doch plötzlich sehe ich meinen Vater. Er stürmt durch die Menge. Ich renne los und nach wenigen Sekunden sind wir wieder zusammen. Wir waren nur wenige Augenblicke voneinander getrennt, aber es war so ein unfassbares Gefühl der Wärme, ihn wieder in den Arm nehmen zu können, sein Herz zu hören. Wenn wir Angst haben, begrenzen wir unsere Wahrnehmung auf die Dinge, die uns verletzen können und blenden die Dinge aus, die weiterhin um uns herum passieren. Dieser Moment mit meinen Eltern, diese Umarmung, war alles für mich, so wie zuvor die Angst alles für mich gewesen ist. Lasst uns also versuchen, die Umarmungen willkommen zu heißen und die Ängste beiseite zu legen!

Ist das ein Comic?

Vergangenen Freitag habe ich an einem Vortrag über Comics teilgenommen. Dort wurde gefragt, wann wir eigentlich von einem Comic sprechen und was diesen besonders kennzeichnet. In der Diskussion wurden unterschiedliche Definitionen angesprochen. So wird der Comic beispielsweise zu einer erzählenden Bildfolge, einer räumlichen Sequenz von Bildern oder zu einer Bildgeschichte. Doch wir streifen nur die Oberfläche visueller Kunst. 
Ist das ein Comic?

Die Frage, die mich am meisten beschäftigt, ist die, ob wir überhaupt eine gesonderte Auseinandersetzung mit Comics benötigen? Comics sind großartig darin, die Lücken zwischen wahrgenommenen Inhalten durch ihre Form sichtbar zu machen. Sie schaffen Abstand zwischen den Teilen der Wirklichkeit und ermöglichen durch die Fähigkeiten von Einzelbildern eine Vermittlung von Informationen, die dem Rhythmus des Lesers folgen. Aber dabei bedienen sie sich lediglich bei den Mitteln der Dekonstruktion der Wirklichkeit und den Formen von Einzelbildern.

Mir fällt es sehr schwer, einen Comic von einem Einzelbild zu unterscheiden, denn das, was uns als Comic präsentiert wird, vielleicht in Panels aufgeteilt, ist letztendlich ebenfalls nur eine visuelle Erfahrung. Comics machen die Grenzen der Einzelwahrnehmung etwas deutlicher, aber mehr auch nicht. Und jetzt stellt sich für mich die Frage, weshalb die Grenzziehung als eigenes analytisches Medium aufgefasst werden muss. Können wir uns nicht darauf konzentrieren, visuelle, narratologische und rhetorische Aspekte als virtuelle Verbindung zu analysieren, ohne gleich davon auszugehen, dass es sich bei dieser Verbindung um ein vollkommen neues Medium mit neuen Werkzeugen handelt? Das ist die erste Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang stelle.

Die andere Frage ist viel umfassender: Ist Literatur nur eine besondere Form des Comics? Die Frage ist mir gekommen, als ich darüber nachgedacht habe, in welcher Weise sich beispielsweise Hieroglyphen, die chinesische Schrift oder die Keilschrift von frühen Bildergeschichten abheben? Und es gibt meines Erachtens nach kein gutes Abgrenzungsmerkmal. So könnte man davon ausgehen, dass ägyptische Hieroglyphen ebenso Comics sind, wie die Höhlenmalereien der Cro-Magnon-Menschen.

Aber weiter gedacht erscheint es mir interessant, in welcher Weise sich beispielsweise die lateinische Schrift von Comics abgrenzt? Und auch dort sehe ich nicht wirklich ein gutes Abgrenzungsmerkmal. Zwar besitzen einzelne Buchstaben für sich genommen zwar keine bildliche Bedeutung mehr. Aber sie bekommen Bedeutung durch ihren Kontext. Dasselbe gilt aber auch für einen einzelnen Punkt oder einen einzelnen Strich eines Bildes.

Häufig wird sich darüber lustig gemacht, dass Comics keine richtige Literatur sind. Aber vielleicht sollte man eher davon ausgehen, dass Literatur keine gut gemachten Comics sind, da Bildfolgen wesentlich länger bestehen.