Über verlorene Zeit

Es gibt nichts, was mir mehr Sorgen bereitet, als ein Leben, das an mir vorbeizieht und in dem Vieles unabgeschlossen bleibt. Dabei ist vor allem das unabgeschlossen, was sich über Jahre hinweg entwickelt hat, sich langsam aufstaut und einen letztendlich nicht mehr loslässt. Es ist ein Gefühl von Verantwortung für etwas, das einem Halt gibt und doch die Zeit für anderes raubt. Und ich bin darin eine Schnecke, die einen Marathon bewältigen möchte.

Ich bin zu langsam, um auf die sich verändernden Umstände einzugehen. Ich nehme mir zu wenig Zeit, um mein Leben regelmäßig zu reflektieren und daraus Schlüsse zu ziehen; Schlüsse, die mich wirklich voranbringen. Ich hoffe darauf, dass sich eine meiner Arbeiten irgendwann auszahlt, aber ich habe die Vermutung, dass das Leben so nicht funktioniert. Und schon wartet die nächste Ungewissheit, in die ich mich stürzen möchte.

Mein Leben ist ein ständiges Hin und Her zwischen der Unsicherheit meines kreativen Drangs und der scheinbaren Sicherheit der Gewöhnlichkeit. Und ich habe Angst, darin zu scheitern, über diese Gewöhnlichkeit hinwegzukommen. Ich denke, dass ich bereits zum Teil darin gescheitert bin, da es mir immer schwerer fällt, in meinen Träumen das zu erblicken, was mich in sie hineingeführt hat.

Ich möchte nicht weinerlich erscheinen. Ich weiß nur nicht, warum ich in mir so sehr diesen Wunsch verspüre, anderen Menschen zu helfen und dabei doch relativ machtlos bin, klar zu definieren, was eine bessere Welt ausmachen und wie ich diese mitgestalten soll. Ich versuche diese Vorstellung mit aller Kraft zu bekämpfen. Doch bisher drängt mich alles dazu, meine Anstrengungen aufzugeben. Vielleicht wird es irgendwann besser. Zum Beispiel, wenn ich mit einer meiner Arbeiten fertig werde. Aber ich habe die Vermutung, dass das Leben nun einmal nicht so funktioniert.