So. Sprechen wir mal über etwas, das mich schon seit längerer Zeit an mir selbst aufregt, aber über das ich nicht wirklich gern rede. Und zwar kann ich nicht schreiben. Also natürlich kann ich Dinge aufschreiben, die manchmal auch einen gewissen Zusammenhang haben und auch einige Aspekte einer bestimmten Thematik ansprechen. Das was mir allerdings wirklich zu schaffen macht, ist eine fehlende Leichtfüßigkeit, ein Stil, der sowohl Prägnanz als auch Verständlichkeit mit sich führt, aber trotzdem nicht in der Belanglosigkeit untergeht. Und bisher scheitere ich daran immer wieder.
Dabei erscheint es mir so einfach, über ein bestimmtes Thema zu schreiben. Mich interessiert etwas, ich schreibe ein paar Gedanken dazu auf, erarbeite mir eine grobe Struktur von meinen Ideen, suche mir ein paar nette Beispiele und schreibe das Ganze in einer enthusiastischen, etwas übertriebenen Art auf, um einen klaren Ton vorzugeben. Und doch kommt am Ende meist sehr viel Geschwurbel heraus, das relativ selten das trifft, was mir am Herzen liegt.
Denn ich weiß sehr viel mehr über das Thema, als ich in den Zeilen dieser meist essayistisch angehauchten Artikel niederschreibe. Und manchmal bemerke ich schon, während ich die Struktur des Artikels festlege, dass möglicherweise mehr erforderlich ist, als nur ein kurzer Gedankenauszug. Doch gleichzeitig sehe ich mich unter dem Druck, einen Artikel zu schreiben, der eben nicht unüberschaubar wird, aber dennoch versucht, etwas Originelles anzusprechen.
Und was soll ich sagen? Ich scheitere daran. Ich kann nicht gut schreiben. Jedenfalls nicht über etwas, das auf vielfältige Weise betrachtet werden kann. Ich scheitere daran, diese interessanten Ideen in mäßig umfangreicher Art aufzuschreiben, weil ich entweder dazu tendiere, kurze treffende Formulierungen zu wählen, aber den Umfang der Problemstellung zu ignorieren und dann unzufrieden darüber bin, dass ich ein Thema nur halbherzig besprochen habe, oder aber viel zu ausschweifend werde und endlos lange Artikel verfasse, die ein großes Maß an Aufmerksamkeit einfordern, während ich gleichzeitig aber in einem sehr emotionalen Stil schreibe, der zu dieser Form nicht mehr passt.
Gefühlvoll und spannend zu schreiben, dennoch aber den Kern der eigenen Mitteilung zu erfassen, ist eine schwierige Aufgabe für mich. Nehmen wir doch einfach mal diesen Beitrag als Beispiel. Bis hierhin habe ich versucht, meinem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Es stört mich, dass ich es nicht schaffe, eine ordentliche Dramaturgie in meine Texte hineinzubringen. Doch ab jetzt wollte ich damit anfangen, mich zu therapieren und mir Hinweise zu geben, wie ich in Zukunft damit umgehen werde. Doch jetzt sehe ich gedanklich davon ab und schreibe lieber darüber, warum das keine gute Idee von mir gewesen ist.
Für mich selbst ist es möglicherweise sinnvoll, dass ich versuche, mir zu helfen. Stilistisch gesehen handelt es sich aber um einen Bruch des Textes, der dazu führt, dass aus einer Gefühlsbeschreibung heraus plötzlich eine Handlungsanweisung für das richtige Schreiben entsteht. Dieser Bruch erschwert das Verständnis des Textes, weil der Funktionswechsel zu radikal stattfindet. Der Leser befindet sich möglicherweise noch in einer Form des Mitfühlens und wird dann sofort in Richtung Kritiker der Hilfsleistungen getrieben.
Und das ist nicht cool, weil er plötzlich mit einer anderen Erwartung konfrontiert wird und dadurch weniger Lust hat, weiter zu lesen. Deshalb mache ich das jetzt auch nicht unbedingt besser, indem ich „deshalb“ schreibe oder mit Metakommunikation versuche, der unangenehmen Rollenverschiebung entgegenzuwirken. Aber dennoch muss ich irgendwann in irgendeiner Form dazu überleiten, etwas Sinnvolles für mich aus diesem Gefühlswirrwarr herauszuholen.
Vielleicht ist diese Form des Gedankenstroms zielführender als klar definierte Bereiche, vielleicht sind kurze, klar formulierte Gefühlsäußerungen eine gute Variante, ein Ziel zu finden. Vielleicht ist das „vielleicht“ auch eine gute Form nicht eine Lösung für mich endgültig zu definieren, sondern den Leser zu ermutigen, selbst Überlegungen anzustellen und die Problematik nicht damit abzuschließen, dass eine klare Lösung (für mich) bereits gefunden wurde.
Gutes Schreiben und ein guter Text müssen sich für mich gut anfühlen. Das ist das einzige, was ich deutlich sagen kann. Was es allerdings bedeutet, wenn ich von gutem Schreiben spreche, das weiß ich nicht. Und ich merke schon, dass ich wieder Absatz für Absatz schreibe und ein Gefühl von einem Ende aufbauen will. Aber möglicherweise gibt es keine guten Enden. Möglicherweise sind Enden eine Illusion von Abgeschlossenheit, weil ich ja weiter denke und ich euch nur ein gutes Gefühl vermitteln möchte, eben dass doch noch alles gut geworden ist. Ihr entscheidet.