Das Internet gehört uns (Das Internet als Werkzeug #1)

Ich halte das Internet für eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit, weil es uns ermöglicht, theoretisch unbegrenzte Mengen an digitalisierten Informationen mit Lichtgeschwindigkeit beliebig weit zu übermitteln. In dieser Artikelreihe möchte ich herausfinden, welche Auswirkungen das auf uns als Individuen hat: Was bedeutet es, wenn wir das gesamte Wissen der Menschheit zur Verfügung haben und nach unseren Bedürfnissen erweitern können? Was bedeutet es, wenn wir direkt mit Menschen kommunizieren können, die sich Tausende von Kilometern weit weg befinden? Was bedeutet es, dass wir von überall auf der Welt, auf beliebig viel Kunst und Unterhaltung zugreifen können?

Ich möchte keine Geschichte des Internets aufschreiben, auch wenn es immer hilfreich sein kann, diese zu kennen, um sich bewusst zu machen, wie schnell sich die Entwicklung abgespielt hat. Dafür möchte ich aber zunächst einmal feststellen, was ich vom Internet überhaupt erwarte: Ich wünsche mir ein freies Internet, das heißt ein Internet, das in seiner Infrastruktur so wenig wie möglich von gewinnorientierten Interessen getragen wird. Konkret bedeutet das, dass mir das Internet möglichst in der schnellstmöglichen Verbindung zur Verfügung gestellt und jede Anwendung und Webseite gleich schnell von der Infrastruktur geladen wird. Diese beiden Forderungen sind sehr wichtig, weil das Internet nur unter diesen Umständen jedem Menschen gleichberechtigt geöffnet wird, um darin eigene Ideen umsetzen zu können. Nur wenn diese Ziele so gut wie möglich umgesetzt bleiben, kann das Internet eine universelle Plattform sein.

Um es Menschen jedoch zu ermöglichen, eigene Ideen weiterhin umsetzen zu können, braucht es Benutzer, die ein freies Internet wollen. Wenn es den Menschen egal ist, was mit dem Internet geschieht, weil sie ja in jedem Fall ihre Alltagsanwendungen weiter benutzen können, fällt der Plattformgedanke in sich zusammen und das Internet wird zu einem begrenzten Raum für große Unternehmen. Aus diesem Grund möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass ein freies Internet gut für jeden im Internet ist. Die Prozessoren unserer heutigen Computer werden immer energiesparender und kostengünstiger, sodass das Internet als solches ebenfalls immer kostengünstiger zu betreiben wird. Allerdings besteht für Telekommunikationsanbieter ein Interesse darin, aus der Rolle des Infrastrukturanbieters auszubrechen und durch die direkte Anbindung an Millionen von Kunden über die Aufteilung der Infrastruktur größere Gewinne zu erwirtschaften. Ein unangenehmes Beispiel aus einem anderen Bereich könnte wie folgt aussehen: Energiekonzerne bemerken, dass es für sie wesentlich ertragreicher ist, den Strom nach Benutzungsart zu verkaufen. Wer Strom für den Fernseher haben möchte, muss mehr pro Kilowattstunde bezahlen als zum Beispiel für Licht. Also führen sie zwei unterschiedliche Tarife ein: Ein Unterhaltungspaket und ein Grundversorgungspaket. Wer Strom für etwas anderes als das, was die Konzerne sich vorstellen, benutzen möchte, muss dann noch extra bezahlen. Der einzige Grund, warum es so ein System nicht gibt, besteht darin, dass es nicht so ohne Weiteres möglich ist, herauszufinden, wofür der Strom genutzt wird. Ganz im Gegenteil bei der Internetversorgung. Dort ist den Telekommunikationsanbietern durchaus klar, wie der Verkehr in den Netzen entsteht und sie zeigen an, dass sie ein Interesse daran haben, diesen Verkehr zu vermarkten. Die Gegenbewegung zu dieser Praxis versammelt sich unter dem Begriff Netzneutralität.

Bei unseren Handys haben wir bereits hingenommen, dass uns die Geräte eigentlich nicht mehr gehören und wir weder das Betriebssystem beherrschen dürfen, noch erwarten können, dass uns der Anbieter Selbstständigkeit zutraut. Bei Betriebssystemen von Desktoprechnern geraten wir langsam in einen ähnlichen Zustand, wenn Windows zum Beispiel immer größer wird und immer mehr Funktionen einbaut, die niemand benötigt. Vorbei ist die Zeit, wo es darum ging, Produkte zu bauen, die schnell, effizient und gutaussehend waren. Heute geht es nicht einmal mehr darum, einen Computer zu verkaufen. Es geht darum, Menschen von ständigen Aktualisierungen und den damit einhergehenden Transaktionen abhängig zu machen. Der einzige Weg, dem zu entkommen, ist eine Abkehr von Proprietät, hin zu quelloffenen Programmen, die das effizient tun, wofür sie programmiert wurden. Doch wie verabschiedet man sich von Windows oder seinem iOS? Ein Weg besteht darin, seine Computerkenntnisse generell weiterzubilden und sich um offene Hard- und Software zu bemühen. Ein anderer Weg besteht darin, sich über das Internet zu informieren und sich unabhängig von bestimmten Alltagsgeräten zu machen. Beide Herangehensweisen können ineinander übergehen. Ich möchte mich jedoch auf die zweite konzentrieren: Wie kann man das Internet dazu nutzen, sich von den Einschränkungen fester Systeme zu befreien?

Zusammenfassend noch einmal die Ziele dieser Artikelreihe:

  1. Die Frage beantworten, welche Auswirkungen das Internet auf uns als Individuen hat.
  2. Ein Bewusstsein dafür schaffen, dass ein freies Internet gut für jeden im Internet ist.
  3. Die Frage beantworten, wie man das Internet dazu nutzen kann, sich von den Einschränkungen fester Systeme zu befreien.