Wohnzimmerregal: Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (2010)

Dieser Film bleibt mir vor allem wegen seiner unschönen Folgen in Erinnerung: Er hat die Karrieren von Michael Cera und Edgar Wright stark zurückgesetzt und meines Erachtens nach komplizierte kleinere Filme in Hollywood verunmöglicht, hauptsächlich weil er ein großer Flop an den Kinokassen war. Er spielte gerade einmal die Hälfte seiner Produktionskosten wieder ein.

Und das ist eine der größten Ungerechtigkeiten der Filmgeschichte, denn dieser Film ist so unglaublich witzig und gut, dass es eine Schande ist, dass er maximal als eine Fußnote behandelt werden wird. Edgar Wright hatte zuvor bereits mit zwei Filmen seiner Cornetto-Trilogie bewiesen, dass er witzig sein konnte und hat hier alles gegeben. Das war sein Sprung in den großen Teich. Michael Cera war bis zu dem Zeitpunkt einer der meistgefeierten Indie-Stars, unter anderem mit Superbad oder Juno. Und danach brauchte es zwei Jahre, bis er wieder eine nennenswerte Rolle bekam.

Die Handlung des Films dreht sich um Scott, der sein Traummädchen findet, aber vorher ihre sieben bösartigen Ex-Freunde besiegen muss, bevor er mit ihr zusammen sein kann. Der Film basiert auf dem Comic von Bryan Lee O’Malley und ist meiner Ansicht nach eine absolut gelungene Umsetzung, mal davon abgesehen, dass die Handlung von sieben Bänden in einem Film erzählt wird und das Tempo natürlich angepasst und Elemente herausgestrichen werden mussten.

Mich macht das aber alles so traurig. Edgar Wright, Michael Cera und Bryan Lee O’Malley, alles Menschen, die ich unglaublich schätze, bringen ihre Fähigkeiten in einen einzigen Film ein und er wird daraufhin großartig. Und trotzdem ist er ein Misserfolg. Trotzdem interessieren sich die Menschen kein bisschen dafür. Ich glaube, dass ich hier zu einem wichtigen Teil das Vertrauen ins Filmemachen verloren habe.

Wohnzimmerregal: Shaun of the Dead (2004)

Es gab mal eine Zeit, da waren Zombie-Filme unglaublich modern. Das war so 2004, als der junge Zack Snyder mit seinem Spielfilmdebüt, dem „Dawn of the Dead“-Remake, eine neue Welle an Zombieverehrung auslöste. Und obwohl das Remake gut ankam und ich es auch bis heute noch sehr mag, kam der bessere Zombie-Film eindeutig aus England. Dass dieser Film „Shaun of the Dead“ heißt, lässt das ganze erst einmal ziemlich seltsam erscheinen, da man schnell an Asylum-Gurken erinnert wird. Aber weit gefehlt. Mit Edgar Wright gibt es einen neuen Regisseur, jemanden, der sein Handwerk außerordentlich gut versteht.

Shaun lebt ein außergewöhnlich durchschnittliches Leben. Nie passiert etwas. Und langsam geht das auch seiner Freundin auf die Nerven. Also entschließt sie sich, mit ihm Schluss zu machen. In seiner Trauerphase geht er zusammen mit seinem Mitbewohner Ed in seiner Stammkneipe etwas trinken und erwacht dann irgendwann am nächsten Tag immer noch in angeheitertem Zustand. Doch die Welt ist eine andere. London kämpft mit einer Zombiekatastrophe, und Shaun und Ed versuchen nun alles, um sich gegen die Zombies zu wehren und Shauns Freundin zu retten.

Shaun of the Dead ist eine großartig geschnittene Komödie, die auf unglaublich viele Einzelheiten achtet. Der erste Teil der Cornetto-Trilogie ist eine hemmungslose Hommage an Zombie-Filme der 1970er-Jahre und lässt die Charaktere unglaublich einfühlsam und witzig daran verzweifeln.

Wohnzimmerregal: Hot Fuzz (2007)

Hot Fuzz ist wahrscheinlich die beste englische Komödie, die jemals produziert wurde. Und dabei referenziert der Film eigentlich die ganze Zeit über nur amerikanische Action-Blockbuster. Doch der Film ist auf so vielen verschiedenen Ebenen interessant, dass es eine Schande wäre, ihn vollständig darauf zu reduzieren.

Nick Angel wird als Londoner Vorzeigecop in ein kleines Dorf im Nirgendwo versetzt. Es scheint nicht so wirklich viel los zu sein und er vertreibt sich seine Zeit damit, die Menschen im Dorf näher kennenzulernen und kleinere Polizeiarbeit durchzuführen. Doch plötzlich kommt es zu ungewöhnlichen Unfällen und Angel vermutet, dass mehr dahintersteckt.

Der zweite Film der Cornetto-Trilogie ist mit seiner Atmosphäre, bei der man nie so richtig weiß, ob sich der Film gerade selbst noch ernstnimmt und seinen überragenden Schnitttechniken ein beeindruckender Versuch, Komödien-, Action- und Horrorelemente locker miteinander zu verbinden.

Wohnzimmerregal: What We Do in the Shadows (2014)

Ein weiterer Vertreter von grausamer Titel, großartiger Film. Flight of the Conchords erprobter neuseeländischer Humor, der in einer Mockumentary zu seinem Höhepunkt gebracht wird. Kleine Szenerien, ein paar nette Seiltricks und schon ist man in diesem Vampirfilm gefangen. Und auch der einzige Film, zu dem ich lauthals im Kino gelacht habe.

Die Handlung konzentriert sich auf eine Wohngemeinschaft von vier unterschiedlich alten Vampiren in Wellington, deren Alltag in der Wohnung und in der Stadt gezeigt werden. Nachdem allerdings bei einem Angriff ein Opfer versehentlich zu einem Vampir gemacht wird, muss sich die Gruppe damit auseinandersetzen, wie sie diesen irgendwie in die Gruppe integrieren.

Aus dieser Grundsituation entstehen die Witze, die vor allem mit den Erwartungen des Publikums über die Verhaltensweisen von Vampiren spielen. Der Film schafft es, ohne großen Aufwand eine unglaublich lustige Charakterkomödie abzuliefern, die vor allem einfach Spaß macht.

Wohnzimmerregal: The Big Year (2011)

Ich mag den deutschen Titel des Filmes überhaupt nicht. Ich kann richtig spüren, wie Marketingmenschen zusammengesessen haben und versucht haben, den Film als eine gedankenlose Komödie zu vermarkten. Ha, ha, es geht um Vogelbeobachter, verstehen Sie? Und dann gibt es da dieses Wortspiel, weil die ja ein Jahr unterwegs sind, so außerhalb der Gesellschaft. Ha, ha. Aber auch, weil die Vögel freigegeben sind, zur Beobachtung. Ha.

Und ich mische mich da ein und möchte einen Film präsentieren, der so viel mehr ist, als nur oberflächlicher Wegwerfhumor. Der Film ist ein einfühlsames und witziges Drama über drei Individuen, die sich aus unterschiedlichen Gründen dazu entscheiden, am „großen Jahr“ (The Big Year) teilzunehmen, einem Versuch, innerhalb eines Jahres die meisten Vogelarten in den USA zu finden und bewusst zu beobachten.

Der Film erkundet dabei intensiv die Motivationen der einzelnen Charaktere und zeigt auf, wie sich Freundschaften entwickeln und wie wir als Menschen insgesamt miteinander umgehen und Erfahrungen teilen. Das ist ein Film, den ich mir immer und immer wieder ansehen kann, weil er auch von der Atmosphäre und den Orten unglaublich vielseitig ist. Ich freue mich jedes Mal.

Wohnzimmerregal: Moon (2009)

Psychologische Science-Fiction ist immer noch etwas, das man relativ selten findet. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Moon versucht hat, sich von den Action- oder Horror-Filmen des Genres abzugrenzen, indem der Stress eines Menschen in Isolation dargestellt wird. Damit hat er auch ein wenig Ähnlichkeit zum bald erscheinenden The Martian.

In Moon werden 70% der Energieversorgung der Erde durch Förderanlagen auf dem Mond gedeckt. Sam Bell ist der einzige Techniker, auf dem Mond, der sich nach Ende seiner dreijährigen Wartungsarbeiten, auf seine Heimreise vorbereitet. Als es allerdings zu einem Zwischenfall außerhalb der Basis kommt und seinen Abflug verpasst, muss er sich auf einmal mit existenzialistischen Problemen auseinandersetzen.

Der Film schafft es, mit ganz einfachen Mitteln eine nachdenkliche und kapitalismuskritische Geschichte zu erzählen. Er fragt nach den Folgen von Isolation und Einsamkeit, und danach, wie wir mit unseren Technologien umgehen sollten.

Wohnzimmerregal: Dark City (1998)

Dark City hat mich vor allem gefesselt, weil der Frage auf den Grund gegangen wird, was wir als Wirklichkeit wahrnehmen und wie wir mit Erinnerungen umgehen. Dazu noch eine dystopische Welt und Telekinese, und ich bin dabei!

In dem Film geht es um John Murdoch, der ohne Erinnerung in einem Hotelzimmer aufwacht und der herausfinden möchte, was mit ihm geschehen ist. Merkwürdige Wesen, die als Fremde bezeichnet werden, tauchen auf und machen Jagd auf ihn. Während er auf der Suche nach seinem Gedächtnis ist, fallen ihm immer mehr merkwürdige Dinge in der Stadt auf und ihm wird deutlich, dass es sich nicht um eine normale Stadt handeln kann.

Für mich war vor allem die Diskussion über die Seele und die Fragen, was uns angeboren und was durch Erfahrungen geprägt ist, interessant. Ich mag diese Art von philosophischen Fragen, weil sie deutlich machen, wie wenig wir doch wirklich wissen können und wie zerbrechlich unsere Vorstellungen sind.

Wohnzimmerregal: Blade Runner (1982)

Lange Zeit konnte ich mit Blade Runner überhaupt nichts anfangen und habe es häufig mit Highlander 2 verwechselt. Kommt schon, das ist nicht so abwegig. Dann lernt man aber Philip K. Dick kennen und kann plötzlich auch Blade Runner einordnen. So einfach.

In dem Film geht es um den Detektiv Rick Deckard, der mit der Auffindung und Eliminierung von menschenähnlichen Robotern auf einer überbevölkerten, dunklen Erde beauftragt wird, da es den sogenannten Replikanten nicht gestattet ist, die Erde zu betreten.

Als ich das erste Mal Blade Runner bewusst gesehen habe, hatte ich schon ein relativ gutes Verständnis davon, was Science-Fiction, was Cyberpunk, wer Philip K. Dick und wer Ridley Scott sind. Und dennoch hat mich der Film erneut mitgerissen. Die Atmosphäre ist fantastisch und so etwas wie ein Vorbild für Detektiv-Geschichten in Science-Fiction-Filmen. Blade Runner gehört für mich gerade auch deshalb zu den Klassikern des Genres.

Die interessanteste Frage an dem Film ist für mich aber, warum überhaupt zwischen Menschen und Replikanten unterschieden werden soll, wenn alles was sie anscheinend von uns trennt, unser Machtanspruch über sie ist.

Wohnzimmerregal: Gran Torino (2008)

Ich möchte gesondert erwähnen, dass Clint Eastwood bei diesem Film auch Regie geführt hat. Das mag für viele keine Neuigkeit mehr darstellen, aber für mich war es das zu der Zeit. Ich habe ihn als Action-Held kennengelernt, dann als Waffenfanatiker und dann als Regisseur ruhigerer Dramen. Irgendwie nicht ganz schlüssig.

Was mich allerdings überzeugt, sind die Stereotypen, die in diesem Film niemals platt wirken. Obwohl kaum etwas gesagt wird, hat man das Gefühl, als könne man sich in diesen alten Kriegsveteranen Walt hineinversetzen, wie er seine Frau verliert, seine Familie ihn vernachlässigt und seine asiatischen Nachbarn ihn anscheinend in seinem amerikanischen Traum stören.

Wir haben einen gebrochenen Charakter, dessen wertvollster Besitz ein alter Ford Gran Torino ist, der nun auch noch von dem asiatischen Nachbarsjungen Thao geklaut werden soll. Walt schnappt den Jungen, woraufhin ihn seine Familie bei Walt Wiedergutmachung leisten lässt. Zunächst scheint Walt nicht so wirklich etwas mit Thao anfangen zu können, es entwickelt sich aber über die Zeit eine tiefgehendere Beziehung, bei der sich Walt darum kümmert, dass Thao eine Arbeit bekommt und vor der im Viertel verhassten Gang beschützt wird.

Der Film ist für mich so etwas Besonderes, weil er auf eine ganz einfache Weise zeigt, wie sich Vorurteile auflösen lassen: indem man sich kennenlernt. Und natürlich erscheint die Glorifizierung amerikanischer Werte fragwürdig, und natürlich fragt man sich, ob Gewalt die richtige Methode ist, um sich durchzusetzen. Ich nehme dem Film aber ab, dass Walt sein Bestes unternimmt, um sich zu läutern und anderen zu helfen.

Wohnzimmerregal: Thank You For Smoking (2005)

Ich habe mich in diesen Film verliebt, weil er es geschafft hat, eine spannende Geschichte nur mit klugen Wortwechseln zu erzählen. Es geht um einen Lobbyisten der Tabakindustrie, dessen Alltag und Kampagnenleben dargestellt wird.

Es wird gezeigt, wie er mit seinem Umfeld umgeht und wie er versucht, es zu manipulieren. So gibt es zum Beispiel eine Szene, bei der er in der Berufsvorstellungsrunde der Klasse seines Sohns die Kinder davon überzeugen möchte, dass Zigaretten doch gar nicht so schlimm sind, wie immer gesagt wird.

Das Interessante dabei ist, dass er die ganze Zeit über sympathisch bleibt. Dieser Gegensatz hat mir vordergründig zwei Dinge deutlich gemacht: 1. Sympathische Personen haben einen großen Einfluss darauf, was wir als richtig oder falsch ansehen. 2. Man sollte immer alle Argumente ernstnehmen und jegliche Folgen durchgehen, um sich so wenig wie möglich beeinflussen zu lassen.