Lernen: Feedback-Schleife

Eine Feedback-Schleife bezeichnet das Phänomen, dass zwei Ereignisse sich gegenseitig beeinflussen. Ein gutes Beispiel für eine solche Situation ist die Abhängigkeit des Menschen von seiner Umgebung, während er im Gegenzug natürlich auch seine Umgebung verändert. Was zunächst nach einem Paradoxon klingt, beschreibt im Grunde genommen eine sehr klare wechselseitige Beziehung, die dabei hilft, eine bessere Vorstellung von Entwicklungsprozessen zu bekommen.

Innerhalb einer kausalen Beziehung gibt es eine Ursache, die zu einer Wirkung führt. Wenn allerdings die Ursache einen Teil der Wirkung in sich aufnimmt, dann entsteht eine Schleife, in dem sich Ursache und Wirkung gegenseitig beeinflussen. Innerhalb der Kommunikationstheorie ist ein solches Feedback eine wichtige Grundlage dafür, wie ein Gespräch verläuft.

Dieser Prozess der gegenseitigen Beeinflussung kann aber auch zu Verstärkungen oder Abschwächungen führen. So entwickelt sich zum Beispiel bei der Spiegelung von Gefühlen eine aggressive oder aber beruhigende Situation, je nachdem wie die Gesprächspartner aufeinander reagieren.

Welche Auswirkungen kann das nun aber auf unsere Vorstellungen haben? Ich denke, dass eine Feedback-Schleife dazu führt, dass wir Schwierigkeiten bekommen, eine klare Ursache für etwas festzulegen, was es komplizierter macht, eine deterministische Position zu vertreten. Wenn wir uns deterministisch fragen, was dazu geführt hat, dass jemand etwas Bestimmtes getan hat, dann könnten wir versuchen alle Ereignisse aufzulisten, die ihn dazu gebracht haben.

Aber wie sollen wir genau herausfinden, welche Ereignisse wichtig sind? Durch den wechselseitigen Einfluss der Umgebung und uns selbst aufeinander, können wir keine klare Aussage darüber treffen. Wir besitzen nicht die Möglichkeit, in einen Menschen hineinzuschauen, um deutlich zu machen, welche Kommunikation ab welchem Zeitpunkt dazu geführt hat, dass wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten haben. Wir verändern uns ständig und beeinflussen damit wiederum die Umgebung, die uns wiederum verändert. Wir müssten alle wahrgenommenen Informationen, in dem Moment auswerten, in dem die Veränderung stattfindet. Und das erscheint unmöglich.

Unabhängig davon, dass davon die deterministische Position nicht aufgelöst wird, macht es sie jedoch schwieriger zu erfassen, weil eine klare kausale Abfolge bisher nicht sinnvoll und verständlich dargestellt werden kann. Weiterhin führt genau dieses Phänomen zur Unschärfe von Messergebnissen. Wenn sich Umgebung und Person in ständiger Beeinflussung zueinander befinden, dann führt natürlich auch eine Beobachtung zur Beeinflussung der Messung, in psychologischen Kontexten zum Beispiel zu einer Anspannung beim Probanden.

Feedback-Schleifen sind interessante Beziehungen, weil sie das Leben und kausale Zusammenhänge wesentlich verkomplizieren. Dabei sind für mich besonders die Fragen interessant, ob es sich bei jeglicher Kommunikation bzw. jeglichen realen Beziehungen um solche wechselseitigen Beeinflussungen handelt. Oder aber auch, ob es wechselseitige Beeinflussungen überhaupt geben kann? Auch Newtons drittes Gesetz kann hier erwähnt werden, weil dort eine Beschreibung der Wechselwirkung auf naturwissenschaftlicher Ebene stattfindet.

Vielleicht ist das Konzept einer wechselseitigen Beeinflussung deshalb lediglich auf abstrakte Vorstellungen beschränkt, da immer auch eine Identität mitgedacht werden muss. Wenn nämlich die Folge einer kausalen Beziehung dazu führt, dass sich an der Ursache etwas verändert, dann gibt es die ursprüngliche Ursache in der Form nicht mehr, sondern es entsteht eine neue Ursache, die wiederum zu neuen Wirkungen führt. Eine Feedback-Schleife geht jedoch davon aus, dass wir dieselben Menschen bleiben, auch wenn die Umgebung uns durch neue Eindrücke theoretisch zu anderen Menschen macht.

Angeschaut: Neo Magazin Royale und das Timing

Jan Böhmermann moderiert eine experimentelle Talkshow für die Hipster-Generation, die hin und wieder auch medienkritische und politische Themen anspricht. Die Bildundtonfabrik liefert das technische Know-How, William Cohn und Dendemann den Authentizitätsfaktor. Und zum Schluss landet alles in der ZDF-Mediathek und auf YouTube. Zielgruppe ftw.

Egal, wie sehr ich mich auch anstrenge, das Neo Magazin Royale zu mögen, und echt, ich gebe mein Bestes, wenn ich mich dazu zwinge, über das Anfangsgerede länger nachzudenken, einzig, es hilft nichts. Irgendwas stimmt nicht und ich weiß einfach nicht, woran das liegt. Ich mag Böhmermann, ich mag seine unsichere Art und seinen Umgang mit Fehlern und Selbstreflexion.

Ich mag auch Dendemann und die freie Radikale. Die Band ist super und sie wird auch einigermaßen okay eingebunden. Also daran liegt es auch nicht. Auch William Cohn macht seine Arbeit als Crazy-Dude super. Er ist eine aus der Welt gefallene Entität, ein Unsicherheitsfaktor, mit dem man einfach rechnen muss. Also was ist los? Was läuft nicht?

Ich denke, es liegt an der Zeitorganisation. Aber wirklich sicher bin ich mir nicht. Allerdings war #arschbombe hier schon ein ganz besonderer Fall. Beste Aussage von Böhmermann: „Kommt mal wieder, wenn wir mehr Zeit haben!“ Und dabei weiß ich nicht einmal, ob es konkret am Umfang der Sendung liegt. Natürlich könnte man mit einer Dreiviertelstunde wesentlich mehr mit den Gästen sprechen und mehr Inhalte liefern.

Aber vielleicht braucht es das auch nicht. Ich habe häufiger das Gefühl, dass der Ablauf eine sehr strenge zeitliche Taktung bekommt und Böhmermann dann häufiger vor dem Problem steht, alles, was er machen will, dann noch schnell, schnell umsetzen zu müssen, damit er nicht mit sich selbst enttäuscht ist. Nach dem Spiel mit den Rocketbeans fehlte zum Beispiel die Luft, um wieder runterzukommen. Man musste eben schnell noch K.I.Z. und Henning May ankündigen, weil die ja am Ende noch spielen müssen. Weil Marketing. Und Krassheit.

Dazu mischt sich die experimentelle Struktur, bei der Böhmermann mal einen One-Take im Segment der Telelupe macht und knapp zehn Minuten über die Rundfunkgebühr redet. Das ist gewagt, nicht wegen des Themas, sondern wegen der Länge, weil eben das einfach auch mal viel zu schnell langweilig werden könnte, oder aber man irgendwas vergisst oder so. Aber dafür ist das auch verdammt gut, also wenn wir uns mal vom Inhaltlichen wegbewegen und nur das generelle Prinzip verteidigen. Nur merkt man dann plötzlich nach den zehn Minuten, dass eigentlich schon mehr als die Hälfte der Sendung vorbei ist und man jetzt schnell das Standardprogramm abspielen muss.

Es ist jetzt auch nicht so, dass unbedingt etwas Schlechtes in den einzelnen Folgen passieren würde, dass mich daran hindert, das Neo Magazin Royale generell gutzuheißen. Es verschwindet vielmehr nur sehr langsam aus meinem Alltag. Und das finde ich eigentlich noch wesentlich schlimmer, weil das wahrscheinlich bedeutet, dass ich die Idee zwar mag, aber sie nicht bei mir anschlägt. Zurzeit werde ich von Martin zwar immer wieder dazu gebracht, mir die aktuellen Folgen anzuschauen, aber ich weiß nicht, wie lange das so weitergehen wird.

Lernen: Programmierung einer Lernanwendung (2)

Ich habe die Anwendung, so wie ich sie mir vorgestellt habe, fertigprogrammiert. Allerdings merke ich, wie ich mir schon wieder zu viele Gedanken darüber mache, wie man sie noch um einiges verbessern kann. Ich habe häufiger dieses Gefühl, als müsste ich so lange an einer Sache arbeiten, bis sie perfekt ist. Dabei reicht das, was ich jetzt gemacht habe, für die Belange, die ich vorher festgelegt habe, vollkommen aus.

Trotzdem bleibt dieser Drang im Inneren, am besten das Programm für alle zu veröffentlichen und allen die Möglichkeit zu geben, an meinen Überlegungen teilhaben zu lassen. Ich hoffe, dass ich es irgendwann einmal schaffe, meine Gedanken stärker auf mich selbst zu richten, damit ich nicht davon abgehalten werde, die Arbeiten zu erledigen, die eigentlich eine höhere Priorität haben.

Zum besseren Miteinander

Die Aufbereitung der Flüchtlingsproblematik in den Medien hat erstmals mein Wohlwollen gegenüber politischen Themen gebrochen. Zwar war dieses bereits durch die ganzen Selbstbeweihräucherungen in Bezug auf den Mauerfall angekratzt. Aber das hat mich nie so sehr enttäuscht wie das, was sich gerade eben abspielt.

Konflikte sind für diese Welt sicherlich nichts Besonderes. Unser Geschichtsunterricht strotzt nur so vor Kriegen. Allein das 20. Jahrhundert hat mehr Unheil hervorgebracht, als dass man Zeit in einem Leben hätte, es zu verarbeiten. Und dennoch bin ich immer davon ausgegangen, dass es möglich sein müsste, einander dennoch zu verzeihen und Lösungen zu finden.
Ich bin davon ausgegangen, dass sich Menschen nur mehr für Politik, für ihre Umgebung, für das Miteinander interessieren müssten und dann würde das schon alles gut werden. Doch ich denke jetzt, dass ich in dieser Beziehung falsch gelegen habe. Es reicht anscheinend nicht aus, sich nur mit politischen Problemen zu befassen, sondern es muss sich ein Mitgefühl für alle Menschen einstellen, nicht nur für die, die es offenbar verdient haben.
Ansonsten passiert wahrscheinlich das, was wir jetzt beobachten können: Es kommt zu einer Radikalisierung von Überzeugungen. Menschen wollen, dass es den Menschen in ihrer Umgebung gut geht, nicht aber unbedingt den Menschen, die anders denken als sie selbst. Und das Unangenehmste daran ist meiner Ansicht nach der Umgang der Medien damit.
Während einige sich darauf konzentrieren, Schritt für Schritt zu protokollieren, welche politischen Entscheidungen getroffen werden und welche Strömungen, sich wie verhalten, versuchen andere Medien sich stärker zu positionieren und damit eine Vorbildfunktion einzunehmen. Und was in der Theorie alles sehr gut klingt, führt meines Erachtens zu einem Auseinanderdriften.
Wenn wir eine Gesellschaft aufbauen, in der wir Menschen aufgrund von anderen Überzeugungen ausgrenzen, dann untergraben wir die Grundsätze, auf die wir uns geeinigt haben. „Nazis raus“ ist ein schöner Spruch für das erste Mal, wenn man mit diskriminierenden Tendenzen in Kontakt kommt und sich fragt, wie man selbst zu diesem Gedankengut steht. Er hilft aber nicht dabei, eine Gesellschaft aufzubauen, in der wir Erfahrungen machen, die allen dabei helfen sollen, toleranter und rücksichtsvoller zu werden.
Ausgrenzungen helfen nur dabei, dass Menschen, die sich im rechten Spektrum befinden, sich noch mehr dem rechten Spektrum zuwenden. Und egal, wie bescheuert und wie diskriminierend diese Menschen auch sein mögen, wenn wir aufhören, uns mit ihnen zu unterhalten, unterstützen wir nur die Gewalt, die sich aus diesem Gedankengut entwickelt. Weil wohin sollen sie denn gehen? Was würdest du machen, wenn die Gesellschaft dich ächtet und sich deine einzigen Freunde im rechten Spektrum befinden? Würdest du dir neue Freunde suchen, oder würdest du dich nicht eher damit arrangieren, dass du und deine Freunde eben ab jetzt anders behandelt werden.
Unsere Gesellschaft muss stark genug sein, solche Dinge zu ertragen und sich mit Argumenten gegen sie zu wehren. Und wo keine Argumente gefunden werden können, muss mehr geredet und nachgedacht werden. Und wo kein Nachdenken mehr hilft, müssen Schutz, Unterstützung und Mitgefühl bei den Opfern ausreichen. Wir können nicht alles verhindern. Wir können aber eine Gesellschaft schaffen, die sich darüber definiert, besser zu werden. Und zwar nicht dadurch, dass wir alle, die nicht das gleiche wie wir denken, ausschließen und verachten, sondern ihnen zuhören und sie auf andere Denkmöglichkeiten hinweisen.
Wenn wir das verlernen, dann müssen wir uns nicht darüber wundern, wenn wir plötzlich in einer Gesellschaft leben, die ihre Prinzipien aufgibt. Je suis Charlie. Und genau davor habe ich Angst: Dass wir uns für so gut halten, dass wir anderen nicht mehr zuhören. Ja, es gar nicht müssen, weil wir ja die Guten sind, die wissen, wie wir uns zu verhalten haben. Na ja, jedenfalls bis zu dem Punkt, wo wir mit Situationen konfrontiert werden, die sich eben nicht mehr leicht auflösen lassen. Ich möchte, dass wir darüber nachdenken. Ich möchte, dass wir darüber nachdenken, was wir tun können, damit wir alle besser zusammenleben, nicht nur diejenigen, die wir für rettenswert halten.

Wohnzimmerregal: Dead Man (1995)

Beim ersten Ansehen von Dead Man hatte ich eine schwierige Zeit. Ich habe nicht so wirklich verstanden, was mir da eigentlich überhaupt vorgeführt wird. Geht es um einen klassischen Western, geht es um ein Unglück, das zu mehr Unglück führt? Ich weiß nicht einmal richtig, ob ich den Film überhaupt mit einer gewissen Erwartungshaltung ansehen konnte, oder ob ich den als Muss-Film betrachtet habe, weil es eben ein Film von Jarmusch gewesen ist.

Und dann habe ich ihn ein zweites Mal gesehen und mir waren diese Gedanken egal. Ich wurde mitgerissen vom improvisierten Soundtrack und der Geschichte über William Blake, einem Buchhalter, der ans Ende des Westens reist, um eine Stelle anzutreten, die jemand anderes bereits besetzt hat und der nun durch ein Unglück zum Gejagten wird. Es war für mich plötzlich spannend, noch einmal das Aufeinandertreffen des amerikanischen Ureinwohners Nobody mit Blake zu beobachten und ihre Beziehung zueinander festzustellen.

Ich schiebe diese Veränderung vor allem auf meine Erfahrungen mit dunkleren Geschichten. Poe, Lovecraft aber besonders Kafka lassen die Reise von Blake für mich wesentlich ansprechender erscheinen, als eine bloße Verfolgungsjagd im Westen. Plötzlich ist der Held nicht mehr nur ein Schwächling, der sich irgendwie durchmogelt und sich vor seinen Verfolgern versteckt. Er wird zum Menschen, der mit seiner Umgebung auf psychologischer Ebene kämpft. Und gerade so eine starke Veränderung auch an sich selbst mitzumachen, bleibt einem natürlich im Gedächtnis.

Lernen: Game Theory: Leave PewDiePie ALONE!

Das Video stellt die These auf, dass konventionelle Medien insbesondere das Fernsehen versuchen, Computerspiele und Intenertvideos lächerlich zu machen, um ihre schwindende Relevanz zu überdecken und die Aufmerksamkeit der YouTube-Fans auf sich zu ziehen, um über die Kontroverse im Gespräch zu bleiben und Geld zu verdienen.

Ich halte die dargestellten Punkte für schlüssig, aber könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass sich zu den rein kommerziellen Interessen ebenfalls ein verletztes Ego ergänzen lässt. Die Menschen, die es jahrelang verstanden haben, Massen zu begeistern, werden von einem Phänomen verdrängt, das sie nicht fassen und kontrollieren können, weil es nicht in den Rahmen passt, in dem sie sich selbst entwickelt haben.

Aufmerksamkeit ist das Stichwort. Zeit als Gut, um Anerkennung auszudrücken und den anderen wertzuschätzen. Wir verbringen Zeit mit den Menschen, die wir gern haben und versuchen die Zeit mit den Menschen, die uns nicht gut tun, zu vermeiden. Wenn das Fernsehen uns dazu zwingt, Zeit aufzuwenden, dann wollen wir etwas dafür haben. Wenn wir das nicht bekommen, suchen wir uns etwas anderes. Natürlich spielen hier auch Gruppeninteressen (Machen meine Freunde dasselbe wie ich und kann ich mit ihnen darüber sprechen? Wie ist das gesellschaftliche Bild?) und Lernsituationen (Ist es für mich eine Regelmäßigkeit geworden, etwas anzuschauen? Schätze ich es, weil ich es gern mache, oder weil ich gelernt habe, mit der Situation generell positive Erfahrungen zu verbinden?) mit hinein.

Ich denke, dass das Fernsehen merkt, dass es beim Überangebot des Internets nicht mithalten kann. Die Qualitätseinbußen sind für die Zuschauer auf die Masse der Inhalte im Internet hinnehmbar. Und für mich zeigt sich, dass Verständnis und Ehrlichkeit in den einfachen Videos im Internet stärkere Antriebe als gelernte ästhetische Komplexität sind. Zwar können gute Lichtsetzung und gute Tonaufnahmen jeden Inhalt aufwerten, aber das Fernsehen kann eben nicht alles für jeden individuell produzieren.

Wohnzimmerregal: Night on Earth (1991)

Kommen wir zu dem Film, der mich zu Jarmuschs anderen Werken gebracht hat, der Film, der mich davon überzeugt hat, dass das Medium nicht nur von lauter Action oder kryptischer Kunst dominiert werden muss. Zu der Zeit waren die Nouvelle Vague oder der neue deutsche Film noch keine Begriffe für mich. Kommen wir nun zu Jarmuschs fünften Film, der auf mich wohl den meisten kreativen Einfluss gehabt hat: Night on Earth.

Es werden fünf Geschichten rund um den Globus zur selbe Zeiten in unterschiedlichen Zeitzonen erzählt. Wie auch schon in den Vorgängerfilmen stehen dabei kleine Konfrontationen zwischen unterschiedlichen Charakteren im Vordergrund: In Los Angeles trifft ein abgebrühter weiblicher Casting-Agent auf einen jungen weiblichen Taxifahrer, und sie sprechen über ihre Probleme in ihren Berufen. In New York möchte der Schwarze Yoyo in der Nacht nach Brooklyn gefahren werden. Als ein Taxifahrer endlich anhält, macht er Bekanntschaft mit Helmut, einem Ostdeutschen, der nach dem Mauerfall in die USA ausgewandert ist.

In der dritten Geschichte in Paris nimmt ein von der Elfenbeinküste stammender männlicher Taxifahrer eine blinde Frau mit und sie sprechen über das Leben mit Einschränkungen. In Rom rast ein männlicher Taxifahrer durch die Gassen und nimmt einen älteren, männlichen Priester auf, der zum Schluss an einem Herzinfarkt stirbt. In der letzten Geschichte in Helsinki fährt der männliche Taxifahrer Mika drei Betrunkene nach Hause. Zwei davon erzählen vom Leid des dritten. Mika wendet daraufhin ein, dass es noch wesentlich schlimmer kommen kann und spricht über sein Leid. Der Film endet damit, dass Mika die drei absetzt.

Die Geschichten sind meiner Ansicht nach nicht darauf ausgelegt, dass sie eine mitreißende Handlung erzählen sollen. Meiner Ansicht nach geht es vielmehr darum, dass der Zuschauer einen Einblick in das Leben der Taxifahrer und ihrer Gäste erhält. Wie verhalten sich Menschen in der Nacht, was erzählen sie von ihrem Leben? Für alles andere ist in den kurzen Geschichten keine Zeit. So schnell wie die Taxigäste eingestiegen sind, so schnell steigen sie wieder aus. Mich hat diese Herangehensweise sehr beeindruckt. weil sie den Film so unkompliziert macht. Ich muss keinem Plot folgen, sondern ich kann mich auf die Menschen konzentrieren. Wenn ich etwas verpasse, dann bricht nicht der komplette Film auseinander. Jeder einzelne Satz hat eine Bedeutung.

Und das ist es auch, was mich dann doch so berührt hat. Der Film wird auf die Charaktere heruntergebrochen. Ich kann mich auf die Gefühle der Figuren konzentrieren, ohne dass ich sofort zum nächsten Punkt der Handlung voranschreiten muss. Die Gespräche sind die Handlung. Mir ist das sehr wichtig, denn häufig bleibt in größeren Filmen dafür wenig Zeit, weil das Tempo dadurch verloren geht. Einzig Tarantino schafft es meiner Meinung nach Dialoge und Handlung miteinander zu verbinden, ohne dass das eine dem anderen die Wirkung nimmt. Aber um das zu erreichen, nutzt er viele Referenzen und bleibt sehr klischeehaft, was die Glaubwürdigkeit der Filme beeinflusst.

Jarmusch erzählt in diesem Spektrum wesentlich ruhiger und hat auch keine Angst davor, dass seine Filme nicht spannend sind. Und das genieße ich an diesen Filmen. Mich hat das sehr in meinen Vorstellungen davon geprägt, was Filme für eine Bedeutung im Leben von Menschen haben können und auch, was Medien insgesamt anderen mit auf den Weg geben können.

Angeschaut: Rick and Morty – Auto Erotic Assimilation (S02E03)

Rick and Morty ist eine Science-Fiction-Show über den genialen Erfinder Rick Sanchez, der mit seinem Enkel Morty durch das Universum reist und mit den unterschiedlichsten Gegebenheiten konfrontiert wird. Angetrieben durch eine unglaubliche Langeweile stürzt sich Rick von einem Exzess in den nächsten und versucht das Leben im Universum auf irgendeine Weise zu genießen. Morty ist im Gegensatz dazu die moralische Instanz. Trotz seines eingeschränkten Wissens versucht er Rick zu bremsen, um die negativen Konsequenzen für alle so gering wie möglich zu halten. 

Für die dritte Folge der zweiten Staffel sollte man sich vielleicht etwas Zeit nehmen, denn sie beschäftigt sich mit einem der schwierigsten Probleme des Lebens: Was unterscheidet uns von anderen, und wofür halten wir diese Unterscheidung aufrecht? In der Folge treffen Rick, Morty und Summer auf ein Raumschiff, das anscheinend von etwas angegriffen wurde. Die überlebende Besatzung berichtet davon, dass eine Entität ihren Heimatplaneten angegriffen hätte und dort alle Personen assimiliert und versklavt hat. Kurz darauf werden auch die übrigen Mitglieder assimiliert und die Entität stellt sich als Unity vor, woraufhin Rick seine Waffe wegsteckt und seinen Enkeln erklärt, dass er und Unity früher mal in einer Beziehung gewesen sind.

Unity zeigt sich als äußerst umgängliche Lebensform, die allerdings eine vollständige Assimilation des Universums anstrebt, um gottähnliche Kräfte zu erlangen. Um dorthin zu gelangen, möchte es alle Lebewesen befrieden. Auf dem Heimatplaneten der Außerirdischen vom Raumschiff führt das zu Weltfrieden und einem idyllischen Leben, das suizidiale Prostituierte zu Wissenschaftlerinnen macht.

Die Folge teilt sich daraufhin in drei Abschnitte.

Unity und Rick sprechen miteinander, kommen sich langsam wieder näher und führen ihre Beziehung dort weiter, wo sie aufgehört hat. Unity scheint Rick dabei jeden Wunsch erfüllen zu wollen, um ihn von sich zu überzeugen, während Rick einfach alles hinnimmt und die Situation genießt.

Summer und Morty werden in der Zwischenzeit von Unity mit den Vorteilen einer vollständig verbundenen Welt konfrontiert. Die Lebewesen gehen aufeinander ein, alle Ressourcen werden mit höchster Effizienz genutzt und es herrscht ein perfektes Leben für alle intelligenteren Lebensformen. Summer stößt das ab, weil sie davon ausgeht, dass Individualität das bessere Leben darstellt. Während sich Rick und Unity vergnügen, erlangen einige Außerirdische ihre Selbstständigkeit zurück und fangen an, sich zu bekriegen, weil es anscheinend vor der Vereinigung mit Unity unterschiedliche Schichten gegeben hat. Es beginnt ein Rassenkrieg.

In der Nebenhandlung finden Jerry und Beth einen Außerirdischen einer anderen Spezies in einem Schacht unter ihrer Garage, anscheinend wird dieser von Rick dort gefangengehalten. Die beiden fangen vor dem Alien an, darüber zu streiten, ob Beth mit ihrem Vater zu nachlässig umgeht und dadurch Jerrys Gefühle ignoriert.

Die Handlung kulminiert darin, dass Summer einsieht, dass eine Verbindung mit Unity nichts Schlechtes darstellen muss. Summer und Morty versuchen Rick davon zu überzeugen, dass er einen schlechten Einfluss auf Unity hat. Dieser lässt sich allerdings nichts von den beiden gefallen und schickt sie nach Hause. Unity ist sich jedoch nicht mehr sicher, was es tun soll.

Der Außerirdische unter der Garage kann sich von seinen Fesseln befreien und spricht mit Jerry und Beth darüber, dass ihre Streitereien nichts mit Ricks Verhalten zu tun haben, sondern einzig auf ihren Umgang miteinander zurückzuführen sind.

Unity verlässt Rick und hinterlässt ihm eine Nachricht, in der sie beschreibt, warum sie nicht zusammen sein können. Rick hat zu viel Einfluss auf ihn, sodass es sich dadurch bedrängt sieht, seine eigenen Ziele nicht erreichen zu können.

Und man.

Was für eine Folge.

Ich bin mir nicht sicher, ob jeder so sehr wie ich von dieser Folge mitgerissen wird. Aber ich halte sie für das Beste, was ich bisher im Fernsehen sehen durfte.

Zunächst einmal bleibt die Qualität der vorhergehenden Folgen erhalten. Alles hervorragende Animationen, großartige Direktheit, super guter Humor mit verdammt einprägsamen Szenen, gute Wendungen, harte Science-Fiction, die einfach zu begreifen und nicht vollkommen wissenschaftlich ist, aber sich an genügend Eckpunkte hält, um immer noch Sinn zu ergeben. Soweit die Voraussetzungen der Serie.

Und jetzt wagen wir uns mal an das Beeindruckende der Folge heran: Wie schon am Anfang erwähnt, behandelt sie die Frage, wie wir uns von anderen unterscheiden. Unity möchte die Unterschiede im Universum auslöschen, weil es davon ausgeht, dass diese Unterschiede zu Problemen führen. Unity achtet aber auch Ricks Individualität, weil er derjenige ist, der es ernstnimmt und es nicht ausnutzen möchte. Rick hingegen ist von der Beziehung vollständig überzeugt, weil er seine Langeweile loswird und er mit einem Lebewesen zusammen sein kann, dass ihn einfach so schätzt, ohne Bedingung. Die Beziehung von Unity und Rick führt allerdings zu einer einseitigen Ausnutzung, weil Rick keine Rücksicht darauf nimmt, dass Unity seine Ziele erreichen möchte. Er möchte einfach mit ihm zusammen Spaß haben.

Was unterscheidet uns von anderen? Unity kann nur in einer Beziehung leben, die von ihm kontrolliert wird, weil es nur dort seine Ziele umsetzen kann, fühlt sich aber zu Rick hingezogen, weil es von ihm kontrolliert wird. Rick möchte keine Beziehung, die sich mit Zielen auseinandersetzt, weil das Leben keine Ziele besitzt. Er möchte Spaß haben und das Leben solange genießen, wie er es kann. Das führt dazu, dass Unity sich von Rick trennt, obwohl sie beide zusammen sein wollen.

Gehen wir mal zum zweiten Teil: Unitys Assimilation führt dazu, dass alle Beziehungen von ihm kontrolliert werden, was zu einem besseren Leben für alle Beteiligten führt. Kein Hunger, kein Krieg, keine Konflikte, keine negativen Gefühle – vollständige Hingabe, für vollständiges Glück. Wollen wir das? Möchte das irgendjemand in Betracht ziehen? Summer fühlt sich unwohl, weil sie von der Individualität überzeugt ist. Morty ist da mittlerweile abgehärteter, weil er mit Rick schon einiges miterlebt hat, unter anderem anscheinend auch, wie sehr unsere Individualität dazu führt, dass wir uns gegenseitig hassen. Summer: „Why are you fighting?! Can’t you see, you are all the same?“ – Morty: „Oh, Summer … hehe, first race war, huh?“

Unity ist durch und durch ein Wesen, das sich darüber definiert, andere Spezies zu assimilieren. Und dennoch besteht in ihm dieser innere Drang, nicht allein zu sein, sich von Rick abgrenzen zu können, ihn nicht zu einem Bestandteil von sich selbst zu machen. Jerry und Beth hingegen sind schon so lange zusammen, dass sie sich in ihrer Beziehung nahezu verlieren. Sie streiten sich über banale Dinge und schreien sich stundenlang an, sodass erst ein Außerirdischer sie an ihr menschliches Mitgefühl erinnern muss. Eine Beziehung, die nicht von einer Seite kontrolliert wird, ist wesentlich schwieriger aufrecht zu halten, weil die unterschiedlichen Auffassungen zu Konflikten führen. Aber anscheinend sind es diese Konflikte, die wir haben wollen, denn ansonsten bemerken wir, dass wir zum Schluss nur mit uns selbst reden.

Rick zerbricht an der Trennung mit Unity. Während die Beziehung zwischen Jerry und Beth sich darüber retten lässt, dass sie beide Rücksicht aufeinander nehmen, weil sie im Prinzip einfach glücklich miteinander werden wollen, kann Unity keine Rücksicht auf Rick nehmen, da dieser nur dazu beiträgt, dass sich Unity selbst aufgeben muss. Rick versteht das sicherlich und versteht deshalb auch, warum er wahrscheinlich niemals mit Unity zusammen sein kann, obwohl er Unity liebt.

Ergo:

Lernen: Aktuelle Themen (1)

Flüchtlinge: Ich mache mir zurzeit Gedanken darüber, welche Auswirkungen der Umgang mit Flüchtlingen auf unsere zukünftige Gesellschaft hat. Dabei sehe ich die Angst und die Ablehnung ihnen gegenüber als mögliche Brutstätte für wesentlich umfangreichere terroristische Aktivitäten. Ich glaube auch, dass die meisten Menschen noch davon ausgehen, dass die Flüchtlinge relativ bald wieder in ihre Heimat zurückkehren. Doch meiner Ansicht nach sollte man jetzt schon überlegen, wie man mit einer Gesellschaft umgeht, in der sie ein fester Bestandteil unseres Alltags sind. Zurzeit steht mir da in den Medien noch zu sehr die Willkommens- bzw. Hasskultur der Deutschen im Vordergrund. Dabei geht es doch eigentlich darum, dass wir als Menschen versuchen, egal unter welchen Bedingungen miteinander auszukommen. Dazu John Green.

Griechenland: Die Griechenland-Krise hat sich zunächst aufgelöst, weil am 14. August die Auflagen für ein drittes Hilfspaket in Höhe von 86 Milliarden Euro vom griechischen Parlament angenommen wurden. Das bedeutet, dass Griechenland jetzt das Geld der Euroländer benutzen kann, um seine Schulden für die nächsten drei Jahre zurückzuzahlen. Damit hat sich Griechenland Zeit für einen Wiederaufbau der Wirtschaft erkauft. Die linke Regierung ist mit ihren Zielen gescheitert, sich aus der Abhängigkeit der Euro-Länder zu befreien. So ähneln die für das Hilfspaket geforderten Reformen eher einer Ausbeutung Griechenlands. Ob in drei Jahren ein weiteres Hilfspaket notwendig wird, hängt von der weiteren Entwicklung ab. Zurzeit sieht es für mich so aus, als ob Griechenland durch die Abhängigkeit vom Hilfspaket wohl seine Souveränität verloren hat.

Ukraine: Selbst nach dem Minsk-II-Abkommen vom Februar, das einen Abzug schwerer Waffen aus einer Pufferzone der Frontlinie vorsieht und auf einen Friedensprozess hinarbeitet, kommt es immer wieder zu Kampfhandlungen. Seit dem 1. September, dem ukrainischen Schulanfang, scheint nun eine erstmals von beiden Seiten verbindliche Waffenruhe zu bestehen.

Kausalität und freier Wille: Zurzeit beschäftige ich mich mit der Frage nach der Verbindung von Kausalität und freiem Willen. Es scheint eine Reihe von Konzepten zu geben, die die Welt erklären, aber es scheint schwierig zu sein, bestimmte Konzepte zu vergleichen oder sie darüber hinaus miteinander in Einklang zu bringen.

Mein Hauptanliegen besteht zurzeit darin, eine logische Verbindung zwischen Evolution und der Entwicklung von Vernunft zu finden. Die Vernunftsfähigkeit des Menschen muss sich innerhalb der Evolution und innerhalb des Entwicklungsprozesses vom Kind zum Erwachsenen herausbilden. Wenn das aber der Fall ist, dann ist die Vernunft von einer materiellen Wirklichkeit abhängig, die kausale Zusammenhänge besitzt. Das würde allerdings bedeuten, dass es einen Determinismus gibt.

Als Gegenposition könnte man einwerfen, dass die Evolution zu etwas führt, das sich nicht mehr der Kausalität unterordnen muss. Wenn das allerdings der Fall ist, besteht die Frage, warum eine solche Situation nur bei uns Menschen eintreten soll und nicht bei jeder anderen Materie auch? Weiterhin ist die Frage, was die Grenzen dieser Kausalitätsunabhängigkeit ausmacht? Wenn etwas Grenzen besitzt, wie kann es sich dennoch unabhängig verhalten?

DDR: Ich lese zurzeit ein Buch über die Geschichte der DDR und finde darin interessant, wie sich das politische Gehabe der Zeit abgespielt hat. Mit ideologischen Anfeindungen und politischer Überwachung. (Walter Ulbricht wurde von Honecker durch das Ministerium für Staatssicherheit überwacht.) Insgesamt habe ich allerdings ein Gefühl von Übersättigung. Durch mein Aufwachsen im Osten nach der Wende fühle ich eine gewisse Ablehnung, was das Thema anbelangt. Mir sind die Methoden der Zeit egal, mir ist eine Ost-West-Unterscheidung egal, ich habe ein Bedürfnis, mich davon abzugrenzen, auch wenn ich erkenne, dass das vielleicht nicht sinnvoll ist, weil man von den Verhaltensweisen lernen kann.

Wohnzimmerregal: Mystery Train (1989)

Mystery Train wird gern in einer Aufzählung von Jarmuschs Filmen vergessen, einerseits weil die Geschichte so wie die meisten Jarmuschstreifen langsam dahintrottet, andererseits weil das Star-Aufgebot mit Joe Strummer und Steve Buscemi diesmal nur in Form von Nebendarstellern aufwarten kann. Und damit könnte die Beschreibung für die meisten schon vorbei sein und sie hätten viel verpasst, denn Mystery Train ist für mich einer der stärksten Jarmusch-Filme.

In einem schäbigen Hotel in Memphis, dem Geburtsort von Elvis Presley, werden drei Geschichten über Ausländer erzählt, die ihre Erfahrungen mit der amerikanischen Kultur machen. Ein japanisches Rockabilly-Paar besucht die Stadt, um den Spuren des King zu folgen. Eine Italienerin möchte ihren toten Ehemann nach Europa übersetzen. Und ein gerade arbeitslos gewordener Engländer versucht die Nacht totzuschlagen.

Was den Film für mich zu einem Meilenstein innerhalb von Jarmuschs Werk macht, ist die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Kulturerbe. Im Gegensatz zu Europa fehlen den USA eine lange eigenständige Literatur und Kunsttradition. Doch was bleibt übrig, wenn wir nun die USA aus der Zukunft betrachten würden? Was würde erhalten bleiben? Jarmuschs Antwort ist die Kultur der Rock- und Filmstars.

Im Gegensatz zu seinen modernen Filmen schätze ich hier vor allem die Einfachheit der Handlung. Eine Erkundungstour durch Memphis, ein Gespräch zwischen zwei Frauen, ein Nachttrip. Manchmal reicht das schon aus, um faszinierende Charaktere aufzubauen und eine nette kleine Filmhandlung zu erzählen.