Lauch genügt völlig! – Der Raketenstiefel Podcast

Da ist er nun, der Podcast zum Blog.
In den Ferien hatten wir die Idee, dass ein eigener Podcast ja eigentlich ganz cool wäre und letzten Samstag wurde die erste Folge dann aufgenommen, mit Henry Marcel und mir.

Der Podcast wird (falls alles klappt) etwa wöchentlich oder zweiwöchentlich, je nachdem wie wir es schaffen, rauskommen, wahrscheinlich auch mit mehr bzw. anderen Leuten, sodass jeder irgendwann mal Pause machen kann.

In der ersten Folge, hauen wir schon mal ein paar Knaller-Themen raus, sprechen über Arroganz, Selbstverbesserung, Stranger Things und noch eine Menge anderen Kram.
Leider nicht über Buffy… naja, vielleicht bekomme ich das Thema ja irgendwie nächstes Mal mit rein :-).

Gedanken zum Sommer

Mein Bruder hatte von der 1.-3. Klasse eine Lehrerin, die Frau Sommer hieß. Von der 3.-6. Klasse war seine Klassenlehrerin Frau Winter.
Ich meine, wie wahrscheinlich ist das? Das Leben ist schon manchmal krass… . Dabei mag ich den Sommer jetzt noch nicht mal besonders.
Also ich hasse ihn auch nicht, aber ich würde ihn auch nicht über eine der anderen Jahreszeiten erheben.
Was mir dabei einfällt, ist dass Buffy Summers mit Nachnamen heißt. Das hat mich immer irritiert, weil Sommer für mich irgendwie
im Gegensatz zu der Traurigkeit der Serie steht. Vielleicht ist es aber auch so gedacht, der Sommer als Jahreszeit mit der kürzesten Nacht,
da Vampire ja nicht in die Sonne gehen können. Witzigerweise spielt in Joss Whedons zweiter, sehr bekannter Serie Summer Glau eine der Hauptrollen.
Naja das ist wahrscheinlich Zufall. Summer Glau sieht ziemlich gut aus. Was mich am Sommer stört ist, dass man irgendwie den ganzen Winter
darauf wartet, um nicht zu sagen er den ganzen Winter als Mythos am Ende des Horizonts steht, aber dann wenn er da ist, gibt es Mücken und Sonnenbrand
und die Sommerferien sind auch irgendwie kürzer, als man sich das vorgestellt hatte. Ich bin schon ein kleiner Philosoph.
So ähnlich wie Tom (…). In dem Buch war auch die ganze Zeit Sommer, soweit ich mich erinnere. Wieder dieser Gegensatz, da es in dem Buch ja irgendwie
viel um Bestattungsinstitute und Friedhöfe ging. Bin ich eigentlich der Einzige, der das Gefühl hat, dass seit Game of Thrones der Winter an sich in
der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr mysthifiziert wird? Ich meine Cpt. America vs. Winter Soldier, The Witcher III: Wild Hunt, in Star Wars:
The Force Awakens ist der Super-Todesstern mit Schnee bedeckt, The Hateful Eight stecken aufgrund eines Schneesturms in einem Gasthaus fest… .
In der usprünglichen (übrigens pommerschen) Sage „Die große Jagd“ kam überhaupt kein Winter vor. Das haben die einfach dazugedichtet… .
Aber hier geht’s ja um Sommer. In Stephen Kings Kurzgeschichtensammlung „Sunset“ wird ein Mann im Sommer in einem Dixiklo eingesperrt,
und dieses dann umgekippt und es ist soo heiß, weil die Sonne halt ununterbrochen auf das Platikdach des Dixiklos scheint.
Das alles macht mein Bild vom Sommer jetzt nicht unbedingt besser.
Aber ich hab auch ein paar gute Assoziationen zum Sommer. Ben Gibbard hat einen Song „Summer Skin“, den finde ich ganz gut.
Und Mortys Schwester – Ricks Enkelin – heißt Summer mit Vornamen und sie ist fast mein Lieblingscharakter aus der Serie.
Gibt also auch ein paar Seiten, die ich mag.

Goodbye and Good Luck

Vor ein paar Jahren war es „ab 18“, jetzt ist es „Sanft und Sorgfältig“.
Ich höre nicht viel Radio, aber es gibt immer wieder ein paar Sendungen, die ich regelmäßig höre. Die für mich einfach dazugehören, zu einer normalen Woche, einem normalen Monat.

Vielleicht liegt es daran, dass es nicht so komerziell ist oder dass es eher im Hintergrund laufen soll, aber manchmal erreichen Radiosendungen für mich ein Niveau, dass ich so seletn im Fernsehen finde. Und wenigen Leuten höre ich so lange am Stück zu, wie Holger Klein, Thomas Wosch oder eben Jan und Olli.

Das ist nun leider vorbei, mal wieder. Dabei wünsche ich mir jedes Mal, dass es einfach immer so weitergeht, dass ich jeden Tag um 18.00 Uhr Kathrin Thüring aus einer Kläranlage hören kann, ohne große Veränderung, einfach als fester Bestandteil meiner Routine.
Und dann kommt so ein Facebook-Post und macht alles zunichte, heute früh hab ich noch Kommentare gelesen, dass Jan ja erst mal „bis Ende April“ gesagt hat und man sich vielleicht schon auf eine neue Folge diesen Sonntag freuen kann, jetzt das.

Aber irgendwie, denke ich dann auch, ist es schon ok. 3 Jahre, das ist eine echt lange Zeit. Als „ab 18“ abgesetzt wurde, war ich erst mal vollkommen traurig. Für mich gab es keine Sendung, die auch nur annähernd so gut war und ich konnte mir nicht vorstellen, das irgendwas Anderes an ihre Stelle kommt. Aber irgendwie kam dann erst mal ein paar Jahre nichts und dann Sanft und Sorgfältig und was soll ich sagen, die Sendung war mindestens genauso gut.
Vielleicht gibt es in ein, zwei Jahren wieder eine gute Sendung und vielleicht ist es auch ganz gut, wenn man hin und wieder aus seiner Routine rausgerissen wird.

Zurückmeldung

So, um hier mal Henry’s Monologe zu unterbrechen und mal wieder auf mich aufmerksam zu machen, kommt mal wieder ein Post von mir.
Wie in einem meiner – von anderen ungelesenen – Kommentare angedeutet, möchte ich mal wieder etwas mehr in die Blogger-Szene einsteigen. Ich habe dafür auch schon eine schöne Geschichte in meinem Kopf. Aber eben auch nur dort. Sie ist noch nicht durch die Finger in die Tastatur gewandert.

Um die Wartezeit zu überbrücken, habe ich in meiner alten Artikelsammlung gekramt und mir ist ein bisher unveröffentlichter Artikel in die Hände geflutscht, der mir ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil ich Recht hatte. Lest selbst.
Der Text ist vom 01. Dezember 2011!!!


Damals…

Wie sehr regt ihr euch zurzeit auf? Ich meine so über die Welt. Was stinkt euch an? Ist es vielleicht E10 oder die Näcktscenner an Flughäfen, sicherlich Google’s Streetview oder der neue, sichere Ausweis.. Aber halt! Da war ja noch die Ausweisung von Sinti und Roma aus Frankreich, Ungarn’s Rechtsruck mit staatlich kontrollierten Medien und Wikileaks und war nicht auch was mit Tibet und China.
Man oh man. Geht ganz schön was ab. Das wird die Welt nachhaltig verändern. Da bin ich sicher.
Früher hatte ich immer das Gefühl, dass sich jetzt was ändern wird., was ändern muss Wie hätten sich die Verursacher je wieder ins rechte Licht rücken können? Mittlerweile bin ich etwas abgestumpft. Viel wurde diskutiert, was ich auch absolut für notwendig halte, manchmal auch einiges bewirkt, aber letztendlich, hat es die Welt wenig bewegt. Ich hatte echt erwartet, dass die Leute die Regierung und Tankstellenbetreiber zwingen können, Garantien auf E10-Verträglichkeit zu geben. Oder das man mit China bzw. Frankreich und Ungarn ein ernsthaftes Wort redet. Ich gebe zu, ich habe selbst nicht viel Ahnung, was aus den meisten dieser Dinge geworden ist. Aber letztendlich sind sie mehr oder minder verpufft. In meinem Kopf und in den Nachrichten. Auf einiges kann man natürlich verzichten. Zum Beispiel als der Korea-Konflikt durch Militärübungen wieder zu eskalieren drohte. Da kann man froh sein, dass ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist. Es gibt aber auch Dinge, die kommen wieder. 2 Jahre nach seinem Tod ist Michaels Jackson’s Leibarzt verurteilt worden. Nach 100 Montagsdemos ist eine Entscheidung zu Stuttgart 21 gefallen. Ein paar Monate nach seinem Rücktritt lästert zu Guttenberg über die deutsche Politik. Und Atommüllbehälter sind bis jetzt auch immer wieder gekommen.
Sicherlich spielen dabei die Medien eine Rolle. Aber mal ehrlich, wie lange könnt ihr ein und dasselbe Thema in den Nachrichten hören, ohne das euch langweilig wird? Es sei denn es sind News, die euch direkt und hochgradig betreffen. Sind wir schon abgestumpft? Ist es gut für uns, ständig neuen Gesprächsstoff zu haben, ohne den alten richtig durchgekaut zu haben? Letztendlich wird sich die Welt nur wenig dadurch bewegen. Nicht einmal die globalen Banken-, Finanz-, Wirtschafts- und Staatskrisen bewegen – in meinen Augen – genug.
Also blicke ich ein wenig ruhiger auf die Situation im Nahen Osten. Wie wahrscheinlich ist es schon, dass sich aus einem möglichem Israel-Iran-Krieg ein 3. Weltkrieg entwickelt…?

Aber Moment mal: hat nicht auch die Naturkatastrophe in Japan zu einem enormen Umdenken geführt…


Zehn Songs von Eins Zwo, die man gehört haben sollte.

Neo Magazin Royale ist die TV-Sendung der Stunde im deutschen Fernsehen. Das liegt natürlich hauptsächlich an Jan Böhmermann und der Redaktion, die immer wieder originelle Ideen haben, die oft aufklärerischen oder popkulturellen, aber sicherlich immer einen pointierten Charakter haben und damit eine kleine Revolution innerhalb der doch recht festgefahrenen Televisionsmaschinerie darstellen. Einen kleinen Teil trägt hierzu auch der musikalische Leiter der Sendung, Dendemann bei, der zusammen mit der Show- und Hausband „Freie Radikale“ zwischen den Aktionen kleine Perlen der Musikunterhaltung liefert. In seinen Texten bereitet er dabei hochkreativ ein Thema der vergangenen Woche auf und rappt dabei so locker über die Beats, dass es nicht nur zum Nachdenken und Zuhören, sondern auch zum Kopfnicken anregt.

Das Dendemann schon ein alter Hase im Rap ist, weiß eine neue Generation von Raphörern vielleicht gar nicht mehr. Deswegen will ich hier ein paar Perlen seiner früheren Gruppe Eins Zwo auflisten, die die viel beweinte Golden Era des Ende Neunziger / Anfang 2000er Deutschrap stark geprägt und nach vorne gebracht hat. Dendemann gilt als einer der besten Techniker in Sachen Reimen, erzählte ganz eigene Storys und transportierte eine gelassene Weltansicht, die sich durch gute Flows schnell auf den Hörer übertrugen. Er war dabei der einzige Rapper der Gruppe, die außer ihm noch aus DJ Rabauke, der vorher DJ bei Fettes Brot war, bestand. Hier zehn Songs der Gruppe, die man bei intensivem Anhören als wahre Diamanten erkennen wird.

10. Ich so, Er so

Von der „Sport EP“, das als Demo verschickt und später überarbeitet auf den Markt gebracht wurde. Ein Song, der heute als der Klassiker schlechthin von der Band gilt. Ich mag ihn selbst nicht so unbedingt, weil der Flow noch etwas holprig ist und es so schwer wird, der eigentlich genialen Story zu folgen. Der Beat ist auch sehr minimal und etwas gewöhnungsbedürftig. Aber die wunderbaren Wortspiele und der Hang zu bisher ungehörten eigenen Geschichten von Dendemann werden auch hier schon sichtbar.

09. Hand aufs Herz

Heute auch ein Klassiker. Nicht zuletzt wegen dem Video, dass die Talkshowkultur in den USA parodiert. Auf den Song wurde sowohl in der Rap-History von Böhmermann und Dendemann zusammen mit Anke Engelke, als auch in verschiedensten anderen Rapsongs referenziert. Sehr cooler Beat, Torch- Cuts und einprägsame Zeilen. Der Song stammt von ihrem heute wie damals viel beachteten Werk „Gefährliches Halbwissen“, welches als Instant Classic gilt.

08. Schön, daß es euch gibt

Einer der großen Storyteller von Eins Zwo. Dendemann im Rap-Altenheim, vergessen von den großen Helden wie Max Herre, Smudo oder Afrob. Dahinter versteckt sich eine Huldigung vor der damaligen Rapszene, leise Selbstzweifel und ein Hang zur Selbstironie. Man sehnt sich nach alten Zeiten und ist froh, dieses Stück hören zu können, das die Stimmung der Zeit bestens einfängt. 

07. Undsoweiter

Ein Song mit „Kopf Hoch Bruda“ Message. Aber hier wird nicht in Selbstmitleid versunken, sondern dem Zuhörer sowohl im Text als auch im Beat in den Arsch getreten, um auf seiner Suche nach Lebenssinn voranzukommen. Immer locker und mit Wortwitz. Super Motivationssong. Vom zweiten und letzten, von Jazz-Samples durchtränkten Album „Zwei“ aus dem Jahr 2001.

06. Rechte Dritter

Rap ist voll mit Zitaten und Samples. Darum wird der Kultur manchmal Klauerei vorgeworfen und das kann auch rechtliche Konsequenzen haben. Das es aber kein plumpes Recycylen von bereits erfolgreichen Songs bedeuten muss, sondern der Künstler dadurch seinen eigenen Charakter besser darstellen kann, seine Einflüsse zeigt und mit seinen eigenen Stilen verknüpft, stellt Dendemann hier klar. 

05. Unschuld vom Lande


Einer der persönlichsten Songs von Eins Zwo und Dendemann, wo er sehr unverblümt über seine Situation spricht, auf einem wunderbar verträumten melacholischen Instrumental. Ein junger Typ, der im Zug sitzt und von seiner Heimat spricht, die ihm fremder wird. Immer am Pendeln zwischen Heimat und Musikerkarriere, alte Freunde und neue Bekannte. Aufstrebender Rapper versus Unschuld vom Lande.

04. Schon unterwegs

Jazziges entspanntes Instrumental. Perfekt für den Sonntag Nachmittag. Dende sehnt sich nach Zweisamkeit und ist im Begriff eine nicht näher genannte Person zu besuchen um zu schnacken und Tourvideos zu gucken. Wunderbare Atmosphäre, die jedem ein Lächeln aufs Gesicht setzt.

03. Ey Du

Vor jedem Sonntag Nachmittag steht ein Samstagabend im Club, in dem man abspacken und trinken will. Doch da stören die Aggrotypen, die Stress ohne Grund machen wollen. Dende plädiert für mehr Respekt und erhebt die Stimme für alle friedfertigen vernünftigen Menschen und ein bisschen auch für die Freaks und Außenseiter. Denn dein Mittel- und mein Zeigefinger würden Peace ergeben. Dazu ein echt clubtauglicher Beat und ein stark nach vorn gehender Kehrreim.

02. Tschuldiung

Nach fünf Songs vom Album „Zwei“ ist das hier eine echte Rarität von der Vinylsingle „Weltretten 4-/ Tschuldigung“, die nur auf Tour und im Shop verkauft wurde. Meiner Meinung nach der beste Beat, den Eins Zwo sich je vorgeknöpft haben. Wunderbares Sample, sehr verträumt. Die Lyrics wieder ein bisschen komplizierter, aber auch voller Wortwitz und technisch versierten Rapskills. Ich sag schon nicht mehr Hallo. Ich sag immer erst Entschuldigung.

01. Die Oma aus dem 1. Stock

Für mich der beste Song der Band. Super Songidee, super atmosphärischer Beat und hohes raptechnisches Niveau. Der junge MC hockt trotz Touren und Studiosessions nachts allein zu Haus, ein Stockwerk über ihm wohnt eine ältere Frau. Beide leben aneinander vorbei und doch sorgt er sich um sie und sie wird nachts mit seinen Beats beschallt. Eine kleine Geschichte, die vieles offenbart. Dieser Song vereint die höchste Wort- und Beatkunst, für die Eins Zwo so geliebt wurden.

Das ist nur eine kleine Auswahl, die der Band niemals in ihrer Gänze gerecht wird. Weitere Hits sind „Technique“, “ Danke gut“, „Weltretten 4-„, “ Liebes Logbuch“, „Discjockeys“ und eigentlich jede andere lyrische Offenbarung der Band. Insbesondere von Dendemann, der auch danach und bis heute lyrische Raffinessen unter Beweis stellt, wie zur Zeit etwa bei Neo Magazin Royale.

Das Mädchen und der Wald

Eigentlich ist diese Geschichte nur entstanden um ein Mädchen zu beeindrucken. Nicht unbedingt der schlechteste Grund ein Märchen zu verfassen. Natürlich bin ich nicht ganz zufrieden damit. Ich brauche zu lange um zum Schluß zu kommen und auch so sind einige Formulierungen wieder mehr als holprig. Aber am Ende ist es eine gute Geschichte, dafür dass ich sie mir im Stegreif überlegt habe. Das Mädchen war am Ende übrigens ganz zufrieden damit. 

Es war einmal im Dorf. Es war kein großes Dorf und es lag mitten an der Grenze zu einem gigantischen Wald. Natürlich lebten die Leute vom Jagen und Sammeln, doch versuchten sie nie zu tief in seine Pfade zu wandern. Man wusste ja nie, welche Gefahren dort lauerten. Doch in einer der stürmischten Nächte, die das Dorf je erleben musste, kam ein Mädchen zur Welt, wie sie noch nie im Dorf geboren wurde. Je mehr sie heranwuchs, desto mehr wurde klar, dass sie eigentlich  für ein kriegerisches Leben bestimmt war, nur war sie leider in einem kleinen friedlichen Dorf geboren. Ihre Knie waren stets aufgeschürft, ihre braunen Haare stets verdreckt und ungekämmt. Als die Frauen ihr das Korbflechten beibringen wollten, flechtete sie sich sogleich einen Köcher für ihre Pfeile. Als man ihr zeigen wollte, wie sie für ihren zukünftigen Mann kochen sollte, konzentrierte sie sich lieber auf den anatomischen Aufbau der Schlachttiere und suchte nach ihren Schwachpunkten. Unter ihrem Bett hatte sie ein Kästchen, wo sie die ausgeschlagenen Zähne der anderen Dorfkinder aufbewahrte. Irgendwann gaben ihre Eltern und der Rest des Dorfes auf, aus ihr eine Frau für Haus und Hof zu machen und ließ ihren Willen freien Lauf.
Eigentlich war sie ständig in Bewegung, stieg auf Bäume, schwamm in Flüßen und grub nach allerlei Käfern und Getier. Nur Nachts am Lagerfeuer saß sie still, wenn die Dorfältesten von den mystischen Tieren erzählten, die angeblich in den tiefsten Tiefen des Waldes leben sollten. Onyxhirsche mit schwarzen glänzenden Hufen und Geweih, so groß, dass sie ganze Tannen mit ihren Schaufeln umwerfen konnten. Fenchelvipern, die meterlang und giftig waren, deren Schuppen in der Sonne wie Smaragde leuchteten. Aber am liebsten hörte das Mädchen die Geschichte vom gigantischen Taurenbären, der das krumme Horn eines Widders trug und mit seinen riesigen Pranken ganze Wolfsrudel erschlagen konnte. Es waren Legenden und Geschichten, aber das Mädchen schwor sich diese Tiere zu jagen und zu erlegen, da sie wie die Herausforderung wirkten, die sie ihr ganzes Leben lang suchte.
Mehrere Sommer und Winter lang ging das Mädchen bei den besten Jägern des Dorfes in die Lehre, baute sich Messer und Bögen, lernte die Flora und Fauna der Waldgrenze kennen. Als sie meinte, genug gelernt zu haben, beschloss sie tief in den Wald zu wandern, und mit den erlegten Kreaturen wiederzukehren. All das Flehen ihrer Eltern konnte sie nicht vom Gegenteil überzeugen. Das Mädchen ging und die Tage und Nächte hielten ihren steten Einzug in das Dorf.
Nachdem mehrere Wochen vergangen waren, begangen die Eltern ihre Tochter zu besingen und baten die Götter darum, ihr Kind doch wieder zurückzubringen. Erst nachdem die Blätter an den Bäumen langsam ihre grüne Farbe gegen rote und braune Farben tauschten, tauchte an der Lichtung des Waldes eine Gestalt auf. Ein Arm war in eine Schlinge gewickelt und die Person zog eine Trage hinter sich her. Darauf lag ein erlegter Onyxhirsch, mehrere Pfeile steckten noch in seinem großen Körper. Es war das Mädchen. Ihr Gesicht war geschunden, aber sie grinste breit, als ihr die ersten Dorfbewohner entgegenliefen. Das Dorf feierte ausgelassen ihre Rückkehr, mit Tanz, Gesang und herzhaften Hirschbraten. Der Dorfälteste ernannte das Mädchen zur größten Jägerin des Dorfes. Das Mädchen blieb und ließ ihren Arm und Wunden heilen. Doch kaum konnte sie wieder problemlos Bäume erklettern und Bögen spannen, machte sie sich erneut auf in den Wald. Mittlerweile war der Herbst eingezogen und tagelang regnete und donnerte es.
Eines Nachts, als es wieder besonders ausgiebig stürmte und Wasser aus den Wolken prasselte, klopfte es an der Dorfhalle. Viele Leute hatten dort Unterschlupf und Wärme gesucht. Als man die schwere Tür öffnete, trat eine vermummte Gestalt ein, in der Hand einen prall gefüllten Sack. Die Person warf den Sack vor die Füße der Dorfbewohner und dabei klirrte es, als ob tausend Scherben auf den Boden prasselten. Ein mutiger Mann ging zum Sack und öffnete ihn. Als er hineingriff zog er die grünen schimmernde Haut einer Fenchelviper hervor, das Licht des Feuers brach sich in jeder einzelnen grünen Schuppe. Mittlerweile hatte sich die Gestalt von ihrer Kapuze befreit und zum Vorschein kam das Mädchen, im Gesicht ein wenig vernarbter als vor ihrer Reise, aber trotzdem noch breit grinsend und mit wilden Locken auf ihrem Kopf.
Erneut wurde groß gefeiert, Liedermacher widmeten ihr ganze Sonette, es wurden Banner und Tücher mit ihrem Antlitz gewebt. Doch das alles kümmerte das Mädchen nicht. Sie konnte nur daran denken, endlich diesen einen Gegner zu erlegen, der ihr ebenwürtig sein würde. Der Taurenbär. Die ersten Flocken deckten das Dorf mit einer Schicht von Schnee, als das Mädchen erneut in den Wald zog.
Der Winter zog ein ins Land und selbst die hintersten Ecken des Waldes waren von einer tiefen Schneeschicht bedeckt. Das Mädchen ließ sich nicht davon beeindrucken und machte sich tagtäglich auf die Suche nach dem Bären, oder wenigstens seinen Spuren. Ihre Vorräte waren bald aufgebraucht und das Suchen nach Nahrung war nicht gerade einfach in dieser Umgebung. Sie war kurz davor ihren Rückzug anzutreten und vielleicht bis zum Sommer zu warten um den Bären zu finden, doch selbst die Rückkehr war in dieser Witterung ungewiss
Eines Morgens wurde sie von einem grollenden Geräusch geweckt. Etwas brüllte in einer Lautstärke, wie sie es noch nie vernommen hatte. Es musste der Bär sein. Sie packte ihr Messer und ihren Bogen ein und machte sie auf den Weg. Bald schon entdeckte sie auch Spuren, doch nicht nur die des Bären, sondern auch kleinere. Schließlich blickte sie von einem Hügel auf eine kleine Lichtung. Ein Rudel Schattenwölfe war dabei ihre Beute zu umzingeln. Es war ein gigantischer Taurenbär, der mit Leichtigkeit die dreifache Größe seiner Gegner hatte. Sein Fell blutete an mehreren Stellen und ein Hinterbein schien schwer verletzt.
Das Mädchen hatte ihr Ziel erreicht. Ein Taurenbär, und sogar schwer verletzt. Hat sie erst einmal die Wölfe vertrieben, hätte sie leichtes Spiel mit ihm. Sie spannte den Bogen und legte an. Der Pfeil traf einen der Wölfe direkt in den Hals. Tot sackte er zu boden. Das restliche Rudel wandte sich sofort an den neuen Angreifer, doch der Bär nutzte die Verwirrung und mobilisierte seine Kräfte um 2 Wölfe mit einem Prankenhieb gegen die Bäume zu schleudern. Auch sie fielen tot zu Boden. Das restliche Rudel entschied nicht mit noch mehr Verlusten aus dieser Sache zu gehen und rannte tief in den Wald. Das Mädchen begann mit gespannten Bogen dem Bären entgegen zu gehen. Dieser war in sich zusammengesackt, atmete schwer und weißer Dampf stieg aus seinen Nüstern. Das Mädchen betrachtete ihn eingehend. Eines seiner Hörner war abgebrochen, seine Schnauze von alten Narben gezeichnet, es schien ein älteres Exemplar zu sein.
Langsam ging sie immer weiter Richtung Bär. Als der Bär sie ausmachte, versuchte er kurz sich aufzurichten, aber brach unter seinem eigenen Gewicht wieder zusammen. Er brüllte ein letztes Mal verzweifelt. Beide blickten sich direkt in die Augen. Dem Mädchen schien es so, als ob der Bär aufgegeben hatte, er wusste, dass er nicht mehr davon kommen konnte. Sie blickte ihm eine ganze Weile an. Dann ließ sie langsam den Bogen sinken. Ein paar Meter vor der Schnauze des Tieres nahm das Mädchen Platz. Der Bär hob seine Stirn als er neugierig beobachte, was das Wesen vor ihm da trieb.
Lange saß das Mädchen nur da und starrte auf den Bären. Das wofür sie all die Jahre trainierte, wofür sie aufstand und lebte, lag jetzt vor ihr. Sie war an ihrem Ziel. Und doch fühlte es sich nicht richtig an. Nicht nur weil er verletzt und damit im Nachteil war, sondern auch so schien ihr in diesem Moment, dieses Tier viel zu schön und viel zu bedeutend um ihm so einfach das Leben zu nehmen. Was sollte sie nun tun? Das Tier von seinem Leid erlösen? Heimkehren? Sie war ratlos. 
Nach einiger Zeit stand das Mädchen auf und ging. Der Bär beobachtete sie , wie sie hinter dem Hügel verschwand und senkte seinen Kopf wieder auf den Boden. Nicht mehr lang und er könnte endlich den langen Schlaf schlafen.
Der Bär hatte seine Augen geschlossen und war eigentlich schon sicher den langen Schlaf gefunden zu haben, als er durch ein Rascheln vor ihm geweckt wurde. Das Wesen war wieder da, doch diesmal hatte sie Beutel und noch mehr Dinge dabei. 
Das Mädchen hatte ihr Lager abgebaut und nahm es mit zum Bär. Sie wusste noch nicht genau was sie da tat, aber es fühlte sich gerade richtig an. Erst spannte sie ihre Felle an den Bäumen um sich und den Bären einen Schutz vor dem Schnee zu geben. Jedes Mal wenn sie sich dafür den Bären nähren musste, knurrte und brummte er laut.
In ihren Beuteln fand das Mädchen noch ein wenig Trockenfleisch. Es nahm einen Bissen und legte den Rest vorsichtig in die Nähe der Bärenschnauze. Anfangs vernahm sie nur das übliche Gnurren, doch bald kam aus den Nüstern ein deutliches Schnuppern und mit einer schnellen Bewegung war das Fleisch im Maul des Bären verschwunden. Er schnupperte in der Hoffnung noch etwas übersehen zu haben und sackte dann enttäuscht in sich zusammen.
Als die Nacht hereinbrach machte sie das Mädchen daran Hölzer zu sammeln und baute sie in der Mitte vor sich und dem Bären auf. Der Bär beobachtete interessiert das Treiben. Doch als das Mädchen sich daran machte das Feuer mit ihren Zündzeug zu entfachen, versuchte der Bär panisch sich aufzurichten und sich von dem Feuer zu entfernen. Das Mädchen hob beschwichtigend die Hände und ging langsam auf den brüllenden Bären zu
Der Bär versuchte sich mühsam auf seine Vorderpfoten zu stemmen um sich vor dem Mädchen aufzurichten. Langsam bewegte sich das Mädchen mit einer Hand vor, kurz davor die Schnauze zu berühren. Erst hörte sie noch das Knurren, dann ein langes Schnauben. Mit einer mutigen Bewegung berührte das Mädchen die Schnauze des Bären. Er weichte nicht zurück. Langsam begann sie ihre andere Hand auf den Kopf des Bären zu legen. Sie fühlte sein dichtes warmes Fell. roch seinen erdigen schweren Duft. Sie begann ihn langsam zu kraulen, streichelte sein Fell. Der Bär sank langsam nach unten, ein kehliges Geräusch von sich gebend.
Am nächsten Morgen wurde der Bär von einem schmerzhaften Ziehen in seinem verletzten Bein geweckt. Als er seinen Kopf nach hinten drehte sah er das Mädchen wie es damit beschäftigt war, Kräuter und Stoffe um seine Wunden zu legen. Er brüllte und versuchte sich zu winden, aber das Mädchen ließ sich davon nicht beeindrucken. Erst als sie alles sicher verknotet hatte, ließ sie ab von ihm.
Die nächsten Tage verbrachten sie beide in Stille vor dem Feuer, ab und zu verschwand das Mädchen um dann einen Tag später mit erlegten Rehen oder Kaninchen zurückzukehren. Der Bär fühlte, wie sein Körper zu neuen Kräften kam, sein Beine wieder langsam sein Gewicht tragen konnten. Immer wieder stand er kurz auf, drehte sich im Kreis, leckte sich sein Fell oder schnupperte ein wenig im Schnee, um nach kurzer Zeit sich wieder in der Nähe des Feuers legen. 

Der Winter lag in seinen letzten Tagen als der Bär merkte seine alte Kraft erreicht zu haben. Er zog und biß an seinen Umschlägen und befreite sich nach einem langem Kampf. Das Mädchen beobachtete ihn dabei schweigend. Er bewegte sich auf sie zu, schnupperte an ihrem Gesicht und begann dann seinen schweren Kopf an ihr zu reiben. Sie wurde von dem Gewicht auf den Boden gedrückt, doch begann erneut seine Lieblingsstellen hinter den Ohren zu kraulen. Er sah sie ein letztes mal lang an, drehte sich um und ließ ein gigantisches und majestätisches Brüllen von sich. Dann verschwand er mit schweren Schritten langsam im Wald . Das Mädchen sah ihm noch lange nach, und begann dann ihr Lager abzubauen. Sie atmete die kalte frische Luft ein und schloss die Augen. Dann ging sie in eine andere Richtung als der Bär. Aber auch tiefer in den Wald.  


Hüterin

Und auch in dieses Jahr wirst du mich begleiten. Es gab Momente, da hab ich dich gehasst, es gab Momente da warst du mir egal, aber eigentlich hab ich immer gewusst, dass ich dich brauche.
Dabei bist du nur aus den Liebeskummer eines 18 jährigen Jungen geboren, der dachte die eine Richtige getroffen zu haben. Und selbst als er sich nach Jahren sicher war, damit falsch gelegen zu haben, bliebst du. Und als du mich Jahre später in einer Herbstnacht überraschtest, brachst du mir das Herz.  Und anscheinend schafftest du es bei einem Anderen es zu heilen. Seitdem habe ich mich vor dir gehütet. Ich wusste wozu fähig warst. Nur im Winter, da lass ich dich rein. Nicht lang. Für einen Tag, vielleicht auch zwei. Um zu kontrollieren, ob ich überhaupt noch fühle, denn wenn du nichts mehr in mir auslöst, dann kann es niemand. 
Gestern kamst du wieder an. Während der Zugfahrt. Kurz dachte ich es wäre wegen ihr, aber mir war klar, dass es dafür noch viel zu früh war. Du wolltest schauen wie es mir geht. Und ich fühlte wieder was. Es war aber kein Schmerz, viel eher nahmst du ihn mir, gabst mir so etwas wie ein Versprechen, dass wenn es wieder soweit ist, und all das wieder nach oben kommt, wirst auch du da sein. Um ihn zu bändigen, in Bahnen zu lenken und dann mit der Zeit zu verlieren. Du bist kein Schmerz, du bist seine Hüterin. 

Heute Morgen

Der Laptop dudelt Musik.
Ich weiß nicht genau, warum ich aufgewacht bin. Ich bleibe einen Augenblick liegen.
Neben meinem Bett auf dem Fensterbrett liegt das Handy.
Nachrichten warten darauf, beantwortet zu werden.
Aber heute muss das Handy warten.
Ich stehe auf, schaue mir die Sachen an, die ich gestern achtlos neben mein Bett geworfen habe.
Ich ziehe mir eine neue Hose an, dazu ein T-Shirt und meine schwarze Baumwolljacke.
Der Mann steht neben der Tür. Er ist schon ziemlich runzelig, sein Gesicht ist eigentlich eine
Ansammlung aus Falten. Auf seinem Kopf lichtet sich sein Haar. Es sieht so aus, als hätte er
sich das fehlende Haar, um es nicht zu verlieren, in Nasen und Ohren gestopft.
Er sieht nett aus, aber wenn man genau hinsieht auch ein bisschen wahnsinnig.
Ich schaue den Mann an. Der Mann verbeugt sich.
„Freut mich, dass Sie wach sind, mein Herr.“, sagt er.
Ich gehe ins Badezimmer und putze mir die Zähne. 
Ich wollte heute eigentlich nach Cottbus fahren, ein paar Sachen erledigen.
Aber das muss ich verschieben.
Ich spucke aus und spüle mir den Mund. Dann schaue ich mich im Spiegel an.
Ich bin zufrieden mit mir. Gedankenverloren blicke ich in mein Gesicht.
Der alte Mann räuspert sich.
„Mein Herr, ich möchte Sie nicht drängen, aber…“
Ich löse mich vom Spiegel.
„Nein, ich weiß, der Zeitplan und so, viel zu tun heute…“
Der alte Mann nickt.
Ich gehe zur Tür und ziehe mir die Schuhe an.
Der alte Mann geht mit mir zu dem Auto, was vor der Haustür wartet und hält mir die Tür auf.
Ich steige in das Auto und der alte Mann setzt sich ans Steuer. Der Wagen setzt sich in Bewegung.
„Du?“ frage ich den alten Mann.
„Hm?“
„Manche Leute sagen, Glück ist, wenn man macht, was einem gefällt.“
„Das ist durchaus möglich, mein Herr.“
Ich lehne mich zurück und schaue aus dem Fenster.
Das Auto verblasst langsam, bis man es irgendwann nicht mehr sieht.
Der Laptop dudelt noch eine Weile Musik, bis er schließlich aufhört.
Sonnenstrahlen wandern langsam über das leere Bett.

Warmer Regen… oder der Geruch von Minze

Tag für Tag durch schreitet sie diese kleine verträumte Gasse und so verträumt wie der kleine steindurchzogene Weg war so verträumt war auch sie. Beim Begehen des Pfades wird ihr Körper immer durch ein komisch vertrautes Gefühl durchströmt, ein Gefühl von Zuhause. Schwer zu beschreiben wenn man es selbst nicht fühlt. Von Außen betrachtet wirkt es wie eine Art Symbiose. So war das schon seit einigen Jahren, doch heute ist irgendetwas anders. Eine gewisse Skepsis zeichnet sich in ihrem Gesicht ab. Ihr Körper rührt sich nicht, sie steht einfach nur am Eingang des schmalen Weges, der ihr bis jetzt so viel Geborgenheit gegeben hat. Wie eine Säule steht sie da, unfähig weiterzugehen. Nur ihre Augen wandern ziellos durch die Gegend, nicht in der Lage etwas zu erkennen. Einfach nur die Dinge des Alltags beobachten und an sich vorbeiziehen lassen. Eine Frage gewinnt in ihr immer mehr Raum, hat sich etwas verändert und wenn ja ist es der Ort oder sie selbst?

Der frische Herbstwind lässt bunte Blätter tanzen, eine Schar Vögel streiten sich um ein paar Nüsse. Sieht so aus als wenn die Schalenfrüchte mithilfe von vorbeifahrenden Autos geknackt worden sind. Eine ziemlich merkwürdige Anpassung an den Fortschritt doch auch irgendwie faszinierend. Wie gebannt schaut sie dem wilden Treiben der Vögel zu. Warum ist ihr das bis jetzt nicht aufgefallen und warum fühlt sie sich außer Stande weiter zu laufen?  Einfach nur da stehen und beobachten, wie so oft nur Beobachterin und nie selbst mitten drin. Es ist so kinderleicht mittelmäßig zu sein. Das einzige was aus der Ferne ruft ist die lähmende Ruhe die langsam immer näher kommt und versucht sie in den Arm zunehmen.

Und plötzlich ist es da, das Gefühl aus den jungen Kindertagen! Die Zeit vergeht auf einmal wieder so langsam, alles bewegt sich in Zeitlupe. Ist sie einfach zu schnell oder alles andere nur langsamer geworden? Alles wird grau und Bewegungslos, nur noch endlose Stille ist zu hören. Die Bedeutungslosigkeit dringt tief in ihr Mark ein und versucht sie in die Endlosigkeit zu ziehen. Sie schleißt die Augen, die vergangenen Jahre ziehen an ihr vorbei. Wo fängt Weihnachten an und wo hört Ostern auf? Alles verzerrt sich und durchfließt ihr Inneres, die bunten Lichter der Erinnerung malen imposante Bilder von damals die sie längst vergessen hatte. Wenn sie ihre Augen öffnen würde, wäre da nur noch belanglose Farblosigkeit. Warum sind all die Lichter über die Jahre erloschen? Die Farben und Gerüche? Das standhafte Gerüst ihrer Erkenntnis? All die Wahrheiten die sie sich über die ganzen Jahre aufgebaut hat? Nichts davon ist mehr Wirklichkeit, nur noch blasse Lautlosigkeit ist übrig. Sie fragt sich, ob Krankheit ihren Körper mit Gift verseucht hat und sie deswegen auserstande ist wieder sie selbst zu sein.

Sie versucht sich zu konzentrieren und erkennt den Umriss eines alten Wohnhauses an dem sie immer gerne vorbei gegangen ist. Hier war immer der romantische kleine Garten mit den wilden Kräutern und Pflanzen, es lag der Duft von Minze immer in der Luft der ihre Nase leicht kitzelte.
Doch irgendwas ist anders, wo ist das warme Gefühl hin? Das Haus sieht mit der Brille der Ernüchterung aus wie aus einer anderen Epoche, irgendwie fehl am Platz. Die Fassade wurde von den Tränen des Himmels stark angekratzt, so als ob dieser sein bedauern für die vergangene Zeit ausdrücken wollte. Vielleicht müssen Häuser wie dieses einfach weg. Dem Mädchen geht es ähnlich, sie fühlt sich einfach fehl am Platz. Was war der Sinn dieses Hauses und welchen Sinn hat sie in ihrem Leben? Sie versucht sich zu erinnern, doch es fällt ihr keine brauchbare Antwort ein. Wie ferngesteuert bewegen sich ihre Beine nun doch weiter.
Was kann sie tun ?

Langsam und allmählich verdrängen Lichter die Finsternis, welche sich langsam auf die Stadt zu legen droht. Wie lange stand sie wohl da? Es kam ihr vor wie Minuten, aber es scheint doch mehr Zeit vergangen zu sein, so kalt wie ihre Glieder sich anfühlen. Wenigstens etwas das sie noch fühlen kann. Diese fernen Geräusche die so viel Alltag ausdrücken sind nicht für ihre Ohren bestimmt, nur die Ruhe hat noch Gewicht und der immer größer werdende Drang zu beobachten, einfach zuschauen wie alles verfliegt. Seelenlose Gestalten ziehen an ihr vorbei, wo genau ist der Unterschied zu ihr? Verschiedene Fragen durchbrechen ihre Trägheit. Vielleicht sollten die Menschen wieder was sagen wenn sie miteinander reden und nicht irgendwelchen belanglosen Dreck von sich geben, was ist das für eine Frage: „Wie gehts dir?“ Wie soll man darauf antworten? Was soll denn gehen….muss denn immer was gehen?…
„Was machst du?“…
Muss man denn immer was machen?…
Beobachten?…
Sie versucht das Verhalten der Menschen zu verstehen, doch was kann sie schon verstehen?
Wer ist sie denn?…
Und was kann sie als kleiner Mensch schon verstehen?…
Beobachten?…
Ruhe ist Stille?…und Stille ist Geborgenheit?…

Doch warum kann sie als Beobachterin sich selbst nicht sehen, warum fällt ihr der Blick auf sich selbst so schwer? Was kann sie tun, um sich selbst wahrzunehmen? Warum verschwimmt ihr Inneres über die Jahre hinweg immer mehr, was für ein Mensch war sie damals und wer ist sie jetzt und warum kann sie sich selbst nicht mehr im Spiegel betrachten ohne das sie in der Kälte steht und ihr warmer Regen über die Wagen fließt?
Was hat sich verändert?
Leuten ziehen an ihr vorbei und sie fragt sich, warum sie diese ziehen lässt ohne ein Lächeln. Alles wird taub oder war es schon immer taub und erst jetzt kann sie es wahrnehmen?
Wahrheit…die Suche nach Wahrheit…
Was soll sie glauben?…
Was kann sie sehen?…
Etwas machen?…
Beobachten?…
Am Ende kann ihr Niemand helfen…..
Also auch sie selbst nicht?…
Die Suche geht weiter…
Glück?…
Alles was davon geblieben ist, ist die Erinnerung an den weinenden Himmel und die sich spiegelnden Sonnenstrahlen welche den Horizont in bunte Bögen schmückten…

Wollt ihr wissen was Liebe ist? (II)

Dann schaut euch Cyrus an. John wird von seiner Ex-Frau mit auf eine Party geschleppt. Er hat die Trennung, die mittlerweile 7 Jahre her ist, nicht gut vertragen und das seine Ex-Frau erneut heiraten wird, hilft nicht gerade dabei, dass sich seine Stimmung bessert. Auf der Feier fühlt er sich nicht wohl, betrinkt sich und es will ihm nicht so recht gelingen Kontakt zu den anderen Singles dort aufzunehmen. John hat eigentlich schon mit diesem Abend aufgegeben, da lernt er beim Pinkeln im Garten, die bezaubernde Molly (ich bin ja selbst ein bisschen dolle in die Darstellerin Marisa Tomei verknallt) und sie scheint weder ein Problem mit seinem Alkohollevel, noch mit seinen ehrlichen Selbstzweifeln zu haben. Und während sie noch miteinander Rumflirten schreckt John auf. Auf der Party läuft gerade Don´t you want me von Human League. John lässt sie zurück und rennt auf die Tanzfläche. Euphorisch springt er herum, singt mit und versucht den Rest der Gäste zum Tanzen zu animieren. Aber keiner weiß so recht was mit John anzufangen. Er verzweifelt zusehends. Molly ist ihm mittlerweile ins Haus gefolgt und hat sich das Spektakel angesehen. Und als sie diesen riesigen singenden Typen da rumhüpfen sieht, da verliebt sie sich in ihn. Gerade als der Part der Sängerin einsetzt, kommt sie zu ihm und singt mit. Wenig später kommen seine Ex-Frau, ihr zukünftiger Ehemann und weitere Gäste hinzu.
Das ist Liebe.